Wos woa mei kreative Leistung?
MARKETING & MEDIA 29.01.2016

Wos woa mei kreative Leistung?

In der Werbung gibt es, neben mangelnder Fähigkeit, Produkte welcher Art auch immer zu „verkaufen”, nichts Schlimmeres als kreative Einfallslosigkeit.

Kommentar ••• Von Dinko Fejzuli


DO IT YOURSELF. Als Mitglied des Österreichischen Werberats bekommt man so einige „interessante” Werbesujets zu sehen, um darüber zu entscheiden, ob diese gewissen ethischen und gesellschaftlichen Grundsätzen genügen oder ob man die Verantwortlichen zu mehr Sensibilität bei der Kreation der künftigen Werbemaßnahmen oder sogar zum Stopp der betreffenden Kampagne auffordern soll.

Meist beschweren sich besorgte Bürgerinnen und Bürger beim Österreichischen Werberat über Werbung, Slogans oder andere entgeltliche kommunikative Maßnahmen in Zusammenhang mit Sexismus beziehungsweise einer diskriminierenden Darstellung von (zu fast 100%) Frauen in der Werbung.
Da wirbt ein Schlosser für seine Schlosserei, aber auf dem Sujet zu sehen ist eine halbnackte Frau mit lediglich dem einen oder anderen Werkzeug in der Hand.
Solcher Art gestaltete werbliche Inhalte nennt man dann einen optischen Anker, wo einfach der sexuelle optische Reiz der Passanten ausgenutzt wird, um für ein dann damit überhaupt nicht in Zusammenhang stehendes Produkt zu werben – quasi frei nach dem Motto „Hauptsache auffallen” wird um die Aufmerksamkeit potenzieller Kunden gerungen.

Halt, oder ich werbe!

Aktuell erregt ein Sujet, welches wohl auf eine Veranstaltung im „Horse Performance Center” hinweisen soll, die Gemüter der Menschen.

Auf dem Werbemittel zu sehen: ein weißes Pferd und eine gleich große Pistole vor einer vio­letten Weltkugel, garniert mit einem stilisierten „G”, offenbar dem Logo des österreichischen Waffenproduzenten und Sponsor des Pferde-Centers, Glock. (s. Gastkommentar unten)
Wer die eine oder andere Gazette des Landes liest, weiß, dass der Fabrikant Gaston Glock mit der Pferdeliebhaberin Kathrin Glock verheiratet ist und hier wohl großzügig das Gestüt seiner Ehefrau unterstützt. So weit, so legitim.
Nur ein Rat an dieser Stelle: Es wäre wohl klug gewesen, den einen oder anderen Sponsor-Euro in eine bessere und vor allem ideenreichere Bewerbung des Horse Performance Centers zu stecken.

Handgestrickt und inhouse produziert

So sieht es aus, als wäre es „handgestrickt” und „inhouse” gemacht. Hätte man bloß eine professionelle Agentur gerufen, der kreative Output wäre sicher besser gewesen, denn in diesem Lande gibt viele kreative Geister, die hier sicherlich gern ihren Beitrag geleistet hätten, und am Geld kann es auch nicht gelegen haben.

So ist das Sujet aber zum einen einfach ein schönes Beispiel für den verantwortungslosen Umgang mancher mit kreativen Werbemitteln und zum anderen ein noch schöneres Beispiel für eine kreativ einfach nicht wirklich durchdachte, um nicht zu sagen, sehr ideenlose und an der eigentlichen Botschaft vorbeigehende Arbeit.
Dass man mit solchem Output auch der Kreativszene einen Bärendienst erweist, braucht an dieser Stelle nicht extra erwähnt zu werden.
Und zum Schluss wäre ich fast geneigt, angelehnt an eine Geschichte, die aktuell durch die Medien geistert – jetzt leicht adaptiert – zu fragen: Wos woa mei kreative Leistung?”

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