Alpbach: "Startups nicht romantisieren"
APA/Christian Schlager
Christian Kern, ÖBB.
PRIMENEWS Redaktion 02.09.2015

Alpbach: "Startups nicht romantisieren"

ÖBB-Chef: Großunternehmer arbeiten nicht aus Altruismus mit Startups zusammen.

Wien/Alpbach. Wollten Wirtschaftsstudenten früher größtenteils bei einem der vier großen Wirtschaftsprüfer (Deloitte, Ernst & Young, PwC und KPMG) arbeiten, so drängt es nun immer mehr Uniabsolventen in Startups. "Die Entwicklung der Studenten geht immer mehr Richtung Selbstbestimmtheit, in Richtung Startups und Kleinunternehmen", beobachtet Birgit Hofreiter von der TU Wien.

Köpfe, Mut und Kapital

Köpfe, Mut und Kapital, das sind aus Sicht von Alexander Rinke, Gründer und Geschäftsführer des 2011 gegründeten Technologie-Startups Celonis, entscheidende Parameter für Startups. "Nicht um Erlaubnis fragen, nicht warten, einfach loslegen und machen", rät Rinke Jungunternehmern. Wenngleich er bei einer Diskussionsrunde beim Forum Alpbach davor warnte, das Startup-Gefühl zu romantisieren. "Das ist knallhart, man wird am Anfang nicht ernst genommen."
Davon wusste auch Ali Mahlodji, Gründer des Wiener Startups whatchado, zu berichten. "Wenn du deinen ersten Mitarbeiter mit Familie hast, scheißt dich fast an. Dann hast du Verantwortung", fand der Unternehmer deutliche Worte.
Großunternehmen wie der Stromkonzern Verbund, die ÖBB oder SAP arbeiten mit Startups zusammen, um Nischen abzudecken oder Leistungen auszulagern. "Wenn Großunternehmen mit Startups zusammenarbeiten, tun sie das sicher nicht aus Altruismus. Wir kaufen beim Besten und Billigsten", räumte ÖBB-Chef Christian Kern ein. Der Verbund arbeite im Bereich IT und im Dienstleistungsbereich zwar mit vielen Startups zusammen, es gebe aber "viele Regulative, die das verhindern oder erschweren", meinte Verbund-Boss Wolfgang Anzengruber.

Lernen von Startups

Es gebe aber auch vieles, das Großunternehmen von Startups lernen könnten: Out of the Box-Denken, Experimentierfreudigkeit, Dynamik oder lernen zu scheitern, wurden etwa genannt. In großen Firmen fällt das vielfach schwer: "Wir sind ein großes Schiff, ein Tanker mit schwer beweglichen Strukturen", meinte Kern.
Wenn es um Startups geht, wird oft das Silicon Valley bemüht. Es gilt als Startup-Schmiede der Welt. Was heimischen Startups fehle, sei deren Risikokultur, sagte die im Publikum anwesende US-Botschafterin in Wien, Alexa Wesner. Zu scheitern sei keine Schande, denn davon lerne man. Dem stimmten Kern und Anzengruber nicht uneingeschränkt zu: "Wir können nicht sagen, schauen wir mal, ob die Staumauer hält", wand Anzengruber ein. Für Kern kommt es darauf an, "aus den richtigen Gründen" zu scheitern.
Auch wenn Startups ein gewisser Mythos umwehe, mit einer brillanten Idee erfolgreich zu werden, dürfte man nie vergessen, dass es viele Technologien - vom Internet über GPS bis zum Iphone-Display - ohne staatliche Förderungsprogramme gar nicht geben würde, so Kern. (APA)

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