„Das Mobilfunkgeschäft braucht mehr Fusionen”
PRIMENEWS 04.03.2015

„Das Mobilfunkgeschäft braucht mehr Fusionen”

Mobile World Congress In Barcelona läuft noch bis Donnerstag die größte Mobiltelefonie-Messe der Welt

Erste Keynotes: Vodafone-Boss Colao, Sony Mobile-Chef Totoki und Facebooks Mark Zuckerberg.

Wien/Barcelona. Seit Montag geht in Barcelona die wichtigsten Handymesse der Welt, der Mobile World Congress, über die Bühne. Die Hersteller punkten mit spektakulären Produktpräsentationen – und einem Blick in die Zukunft der Mobiltelefonie. Nach Ansicht von Vodafone-Chef Vittorio Colao – und hier sprach er auch den heimischen Anbietern aus der Seele – brauchen die europäischen Mobilfunk-Anbieter höhere Preise, um den anstehenden Aufbau der superschnellen 5G-Datennetze zu finanzieren. Und: Das Mobilfunk-Geschäft in Europa brauche Fusionen: „Wenn man zu viele Player hat, zerstört das eine Industrie. Und dann gibt es nicht mehr Wettbewerb, sondern mehr Zerstörung.”

Änderungen bei Regulierung

Auch andere Mobilfunk-Manager wie der Deutsche-Telekom-Chef Timotheus Höttges hatten angesichts des Wettbewerbs mit Internetfirmen – die die Infrastruktur der Mobilfunker für ihr bandbreitenfressendes Angebot nutzen – Änderungen bei der Regulierung verlangt. Colao distanzierte sich jedoch von einigen Ideen seiner Kollegen: „Ein Punkt, an dem ich mit der Deutschen Telekom, Telefonica und Telecom Italia nicht übereinstimme, ist, wenn sie sagen, vergessen wir die Wettbewerbsregeln, wir sollten machen können, was wir wollen.” Den Vorstoß u.a. von Apple, keinen Zugang zu verschlüsselten Daten der Nutzer zu gewähren, sieht Colao kritisch. „Die Verschlüsselung von Google, Apple, Facebook ist ein Weg, die Kunden zu schützen. Gut. Aber die Kunden wollen auch nicht in die Luft gejagt werden, wenn sie in den Supermarkt gehen”, sagte er. Vodafone und andere Netzbetreiber gewährten Behörden in einem transparenten Verfahren Zugang. „Ich denke nicht, dass die richtige Lösung ist, zu sagen, ich rücke die Schlüssel nicht raus, weil ich aus einem anderen Rechtsraum komme.”Sony will derzeit mit einem neuen Mann an der Spitze sein schwächelndes Smartphone-Geschäft wieder nach vorn bringen. „Wir wollen unser aktuelles Geschäft stärken und das Portfolio weiter verschlanken”, sagte Hiroki Totoki, seit November neuer Chef von Sony Mobile, der Deutschen Presse-Agentur. Dabei müssten alle Bereiche einer Prüfung unterzogen werden, betonte der Manager, der als fundierter Finanzexperte gilt. Ziel sei es, neue Geräte und Technologien schneller auf den Markt zu bringen.Der Smartphone- und Mobilfunkmarkt hat nach Einschätzung von Totoki noch riesiges Potenzial. „Die Menschen nutzen ihre Smartphones immer mehr als Hub für viele Dinge aus dem Alltag”, so Totoki. Durch das Internet der Dinge werde dem Smartphone künftig eine viel bedeutendere Rolle zukommen. Diese Entwicklung werde in nächster Zukunft vor allem aus den Bereichen Medizin und Automotive die größten Impulse bekommen.

Zuckerbergs Friedensgruß

Mark Zuckerberg jedenfalls schickt der Mobilfunk-Branche eine Freundschaftsanfrage. Seine Botschaft: Keine Angst, Gratis-Zugänge machen das Geschäft nicht kaputt. Internet-Infrastruktur sei teuer, räumte er ein. Und es seien die Netzbetreiber, die all diese Glasfaserkabel verlegten und die Antennen-Türme errichteten. Um schneller mehr Menschen ins Internet zu holen, müsse man auch das Geschäft der Mobilfunker schneller wachsen lassen.Bei Colao beißt Zuckerberg auf Granit. Er schätze zwar die Anstrengungen von Facebook, sagte der Vodafone-Chef. Aber für günstigere Internet-Zugänge würde schon sorgen, wenn die Preise bei Frequenz-Auktionen und die Belastung durch Regulierungsvorgaben niedriger wären. Bei Internet.org wirke es hingegen, „als würde Zuckerberg die Internet-Anschlüsse mit meinem Geld finanzieren wollen”, sagte Colao. „Das ist nobel – aber etwas weniger nobel als wenn er es mit seinem eigenen Geld machen würde.” (APA/red)

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