Kompetenztests flächendeckend ausrollen
© Markus Prantl/IV
„Qualifizierung als Chance” Christoph Neumayer ist Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV).
PRIMENEWS 15.01.2016

Kompetenztests flächendeckend ausrollen

Zu den aktuellen Ergebnissen der AMS-Kompetenzchecks.

Gastkommentar ••• Von Christoph Neumayer


INTEGRATIONSCOACHING. Die Hälfte der bei den Kompetenzchecks des AMS getesteten Personen verfügt über eine Matura oder einen vergleichbaren Abschluss. Diese aktuell präsentierten Daten zur Frage der Qualifizierung von Flüchtlingen stimmen vorsichtig optimistisch und lassen erkennen, dass es sehr wohl möglich ist, diesen Menschen einen Platz am Arbeitsmarkt zu ermöglichen, um Know-how-Verluste zu vermeiden und die Integration zu fördern.

Potenziale früh erkennen

Schon parallel zum Asylverfahren könnte es daher für gut qualifizierte Menschen – etwa aus Syrien, Iran oder Irak – berufsspezifische Deutsch- und Weiterqualifizierungskurse geben. Potenziale frühzeitig zu erkennen, ist entscheidend. Daher fordern wir, dass die Kompetenztests flächendeckend ausgerollt und bereits innerhalb der ersten Wochen nach Einbringung des Asylantrags gestartet werden. Wer besondere Fähigkeiten nachweisen kann, soll dann auch in das System der Rot-Weiß-Rot-Karte umsteigen können.

Man darf sich aber auch keinen Illusionen hingeben: Es wird eine große Herausforderung werden, bei der ohnehin angespannten Arbeitsmarktlage eine große Zahl an zusätzlichen, gering Qualifizierten zu integrieren. Auf die im Kompetenzcheck ermittelten Qualifikationen sollte daher ein maßgeschneidertes individuelles Integrationscoaching aufgesetzt und somit eine Qualifizierungsoffensive gestartet werden. Damit erreichen wir in relativ kurzer Zeit gute Chancen auf Beschäftigungsmöglichkeiten bei den Qualifizierten. Auf der anderen Seite müssen wenig Qualifizierte und im großen Umfang meist jugendliche Flüchtlinge die Möglichkeit haben, den Pflichtschulabschluss nachzuholen, auch wenn sie das Pflichtschulalter überschritten haben.
Aus IV-Sicht muss der Zugang zu Lehrstellen für jugendliche Asylwerber in allen Berufen – nicht nur in Mangelberufen – möglich sein. Wir müssen die Qualifizierungslage der Flüchtlinge als Chance begreifen und als Herausforderung angehen. Daher bedarf es abgestufter Angebote: Während bei der Gruppe der gut Qualifizierten das Tempo und die Flexibilität der Maßnahmen entscheidend sind, benötigt die zweite Gruppe grundlegende und längerfristige Ausbildungsprogramme.

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