MBA-Mythen: Was ein MBA verspricht – und was er hält
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Barbara Stöttinger
PRIMENEWS Barbara Stöttinger 12.10.2016

MBA-Mythen: Was ein MBA verspricht – und was er hält

Gastbeitrag: Die Dekanin der WU Executive Academy, Barbara Stöttinger, wirft einen Blick auf die sechs hartnäckigsten MBA-Mythen und erklärt, warum sie – trotz berechtigter Kritik - eine glühende Verfechterin des MBA ist.

WIEN. Im Lauf der Zeit haben sich in den Köpfen vieler Menschen einige Mythen über Master of Business Administration-Programme festgesetzt. Dabei wird eines gern vergessen: Ein MBA-Titel ist kein automatischer Garant für beruflichen Erfolg. Denn vieles hängt von einem selbst ab: Wie viel bin ich bereit einzusetzen und was möchte ich am Ende herausbekommen? Vor der Entscheidung für einen bestimmten MBA lohnt es sich deshalb, sich genauer mit Pauschalisierungen, Versprechungen und Halbwahrheiten auseinanderzusetzen.

Mythos #1: Ein MBA garantiert beruflichen Erfolg und macht reich
Eine weitverbreitete Meinung ist, dass ein MBA-Titel in direktem kausalen Zusammenhang mit beruflichem Aufstieg und höherem Gehalt steht. Das stimmt so jedoch nicht ganz. Statistiken belegen zwar, dass viele Absolventen bereits während ihres Studiums oder danach einen deutlichen Karrieresprung machen. Halten Sie sich allerdings vor Augen, dass hinter diesen Zahlen zumeist sehr engagierte Manager stecken, die mit großem Aufwand versucht haben, das Beste aus ihrem MBA-Studium herauszuholen. Auch wenn ein MBA-Titel nicht automatisch einen Aufstieg bewirkt, legt er zumeist den Grundstein dafür. Im Verlauf des Programms erhalten die Studierenden nicht nur das neueste Wissen über die komplexen Zusammenhänge der Businesswelt, sondern erarbeiten sich auch viele praktische Anwendungsbeispiele und bauen nebenbei ein exklusives berufliches Netzwerk auf. Dies ist ein Schlüsselaspekt – denn der berufliche Erfolg ist weniger vom Titel, als vielmehr vom erworbenen Know-how und vom Know-who abhängig.

Mythos #2: MBA-Absolventen sind erfolgreiche Entrepreneure
Erfolgreiche Gründer zeichnen sich vor allem durch Mut, Risikobereitschaft, Durchsetzungsvermögen, Offenheit, Kreativität, Fantasie und das Talent aus, sich selbst und ihre Ideen erfolgreich zu vermarkten. Wer diese Fähigkeiten nicht mit sich bringt, wird sich als selbstständiger Unternehmer schwer tun – egal ob mit MBA oder ohne.
Für Entrepreneure kann der richtige MBA dennoch hervorragende Dienste leisten: In MBA-Programmen lernen die Teilnehmer, in Märkten, Chancen und Möglichkeiten zu denken. Die Fähigkeit zur Umsetzung ist entscheidend. Jeder kennt das Sprichwort 'Nichts ist so mächtig, wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist'. Klingt super, ist aber leider Unsinn. Die beste Idee nützt nichts, wenn das Wissen und die Fähigkeiten dazu fehlen, sie auch wirtschaftlich auf Schiene zu bringen.

Mythos #3: Wer braucht schon einen MBA - ein Wirtschaftsstudium tut’s auch
Klingt auf den ersten Blick einleuchtend, entpuppt sich aber bei näherer Betrachtung als völlig falsch: Ein MBA ist nicht einfach nur ein aufgemotztes Wirtschaftsstudium für Menschen, die sich’s leisten können. Ganz im Gegenteil. Zwar werden im MBA-Studium ähnliche Inhalte vermittelt, doch stehen beim MBA die unzähligen praktischen Anwendungsmöglichkeiten im Vordergrund. Da die Teilnehmer immer über mehrere Jahre Berufserfahrung verfügen, profitieren sie enorm von den Erfahrungen und Herangehensweisen ihrer Mitstudierenden. Dies gilt insbesondere dann, wenn unterschiedliche Nationalitäten, Kulturen und Studienabschlüsse, die oft aus dem nicht-wirtschaftswissenschaftlichen Bereich stammen, aufeinandertreffen.

Mythos #4: MBA-Absolventen geht es nur um Geld und Macht
Kritische Stimmen behaupten, dass Menschen mit einem MBA-Abschluss nur darauf aus sind, ihr Geld und ihre Macht zu vermehren und dass ihnen ihr Gehaltszettel wichtiger ist als die Loyalität ihrem Arbeitgeber oder ihren Mitarbeitern gegenüber; manche gehen sogar so weit, ihnen eine Mitschuld an der Finanz- und Wirtschaftskrise zu attestieren.
Auch dieser Mythos spiegelt nicht die Realität wider. Abseits einiger schwarzer Schafe geht es den meisten MBA-Teilnehmern nicht um ihren Gehaltszettel, sondern darum, etwas auf der Welt zu bewirken. Sie machen es mit dem Ziel, Erfahrungen mit Menschen unterschiedlichster kultureller und beruflicher Herkunft auszutauschen und ihren persönlichen Horizont zu erweitern, um das Leben mit neuen Augen zu sehen.
 
Mythos #5: MBA-Absolventen sind nicht in der Lage, über den Tellerrand zu blicken
Viele MBA-Absolventen sind von den wirtschaftlichen Prinzipien und Theorien überzeugt, die sie an der Universität gelernt haben. Bei näherer Betrachtung zeigt sich aber, dass diese so in der Realität nicht mehr funktionieren, weil sich die komplexen Herausforderungen einer modernen Businesswelt nicht mehr mit Schema-F-Modellen erklären lassen.
Das Gegenteil ist jedoch der Fall: Man braucht nicht lange zu suchen, um herauszufinden, dass MBA-Absolventen nicht nur out-of-the-box denken, sie erfinden die Wirklichkeit manchmal auch neu. Denken Sie etwa an Meg Whitman, Harvard-Business-School-Absolventin; sie übernahm im Jahr 1998 ein 30-Leute-Start-up namens eBay, führte es erfolgreich an die Börse und machte damit ein Milliardenvermögen. Oder aber Tim Cook, CEO von Apple. Schema-F-Modelle funktionieren bei jemandem einfach nicht, der durch seine Erfindungen die Spielregeln ganzer Branchen regelmäßig neu definiert.

Mythos #6: MBA-Programme sind viel zu teuer
Um ein renommiertes MBA-Programm zu besuchen, muss man bisweilen tief in die Tasche greifen. Laut aktuellen Studien liegen die durchschnittlichen Kosten für ein MBA-Studium in Europa bei etwa 40.000 Euro. Für einen MBA an einer angesehenen Spitzenuniversität sind schnell jenseits der 100.000 Euro zu berappen. So etwas zahlt man nicht einfach aus der Portokasse.
Bedenkt man aber, dass viele Menschen in der westlichen Welt bereit sind, alle paar Jahre genauso viel Geld für ein neues Auto zu investieren, dann relativieren sich diese Kosten recht schnell. Während das Auto bereits an Wert verliert, wenn man beim Händler aus der Einfahrt fährt, ist der MBA eine nachhaltige Investition in sich selbst: Er ist nicht nur ein kraftvoller Karrieremotor, er eröffnet auch völlig neue Karriereperspektiven. (red)

www.executiveacademy.at

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