Ökonomische Bedeutung von YouTube-Channels
FH St. Pölten
Andreas Gebesmair
PRIMENEWS Redaktion 12.07.2017

Ökonomische Bedeutung von YouTube-Channels

RTR und FH St. Pölten legen Studie zu österreichischen Angeboten auf YouTube vor: wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung der Top 100 Channels untersucht.

WIEN. Die 100 meistabonnierten YouTube-Channels österreichischer Herkunft haben in Summe 28 Mio. Abonnenten und kommen gemeinsam auf 7 Mrd. Videoaufrufe. Bezogen auf die Bevölkerungsgröße, sind österreichische Angebote damit erfolgreicher als die Top 100 in Deutschland (177 Mio., 53 Mrd.). Dabei ist Englisch die dominante Sprache auf fast der Hälfte der österreichischen Channels. Derartige, teils überraschende Ergebnisse liefert eine Studie, die der Fachbereich Medien der RTR-GmbH beim Department für Medien und Wirtschaft der Fachhochschule St. Pölten beauftragt hat.
Gestern, Dienstag, stellte Studienautor Andreas Gebesmair von der FH St. Pölten zentrale Ergebnisse der Untersuchung vor, die die RTR-GmbH unter dem Titel „Die wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung von YouTube-Channels in Österreich“ nun veröffentlichte (https://www.rtr.at/de/inf/YouTube_Channels_2017). Damit wird die Informationsoffensive zum Themenbereich YouTube fortgesetzt, die die RTR und die Medienbehörde KommAustria im April mit der Veranstaltung gestartet haben.

Viele Angebote von Einzelpersonen
Laut der Studie sind nur 14% der österreichischen YouTube-Channels Unternehmen zuzuordnen, während 78% des Angebots von Einzelpersonen, zwei Personen oder Gruppen gestaltet werden. Dabei sind auf 84% der Channels Eigenproduktionen zu sehen, aber auf 16% der Channels auch Inhalte Dritter; die damit verbundenen urheberrechtlichen Problematiken versucht YouTube bereits mit verschiedenen Maßnahmen aktiv in den Griff zu bekommen.

Wirtschaftlich fraglich
In wirtschaftlicher Hinsicht ist das Betreiben eines YouTube-Channels noch in wenigen Fällen wirklich lohnenswert. Während YouTube zur finanziellen Beteiligung der Channel-Betreiber an der Einblendung von Werbespots nur sehr allgemeine Informationen preisgibt, konnte die FH St. Pölten aus Interviews mit Mediaplanern, der Medienindustrie wie auch mit YouTubern ableiten, dass nur für 44 der 100 Channels ein existenzsicherndes monatliches Einkommen von über 1.000 bis 2.500 € angenommen werden kann; nur sechs davon dürften den Schätzungen zufolge allerdings monatlich deutlich mehr als 10.000 € verdienen. 46% der untersuchten Channels verdienen zusätzlich mit Affiliate Marketing und 33% mit Produktplatzierungen Geld. Problematisch: 54 der 100 meistgesehenen Videos österreichischer YouTuber enthalten laut Studie eindeutig Produktplatzierungen, aber nur in neun Videos wird darauf auch hingewiesen.

Fazit
Ernüchternd fällt das Fazit der Studie über den Beitrag der YouTube-Angebote zur Meinungsvielfalt aus. So seien die Top 100-Channels in Österreich überwiegend in die unterhaltungs- und konsumorientierten Kategorien Gaming, Entertainment, Music, People & Blogs sowie HowTo & Style einzuordnen. Gesellschaftspolitische Themen finden sich kaum, und ein sprachlicher oder inhaltlicher Bezug zu Österreich oder seiner Regionen existiert praktisch nicht; der Beitrag der Channels zur Identitätsbildung sei entsprechend zu vernachlässigen. (red)

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL