ORF-Struktur - Wrabetz verschiebt Reformen in TV-Information
ORF Guenther Pichlkostner
ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz verschiebt Reformen.
PRIMENEWS Redaktion 15.05.2017

ORF-Struktur - Wrabetz verschiebt Reformen in TV-Information

Channel-Manager sollen aber nächste Woche ausgeschrieben werden.

WIEN. Die Neustrukturierung der Fernsehinformation im ORF ist vorerst vom Tisch. ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz hat heute im Redakteursausschuss angekündigt, das Projekt zu verschieben, geht aus einer Aussendung der Redakteurssprecher hervor. Die Channel-Manager für ORF eins und ORF 2 sollen aber nächste Woche ausgeschrieben werden, kündigte Wrabetz laut Sitzungsteilnehmern an.

Die Redakteursversammlung begrüßten die Verschiebung in ihrer Aussendung; schon bisher hatten sie Kritik an den vorgelegten Varianten für eine neue Struktur geübt. Nun, angesichts wahrscheinlicher Neuwahlen "und den damit verbundenen redaktionellen Herausforderungen", sei "eine gleichzeitige Umstrukturierung nicht zu machen, ohne dabei die journalistische Qualität der Wahlberichterstattung zu gefährden".

Überhaupt seien die bisher bekannt gewordenen Pläne offenbar eine geplante "Lex ZiB", denn es gehe ausschließlich um die Strukturen der Informations-Redaktion im Fernsehen. Das lässt bei den Redakteuren die Alarmglocken schrillen, warnen sie doch in einer am Freitag beschlossenen Resolution vor einer Gefahr für ihre Unabhängigkeit: "Wir stellen fest, dass der Druck aus der Politik deutlich zunimmt." Kritik von Politikern an der Berichterstattung komme "öffentlich und in dichter Frequenz", "bis hin zur pauschalen Verurteilung ganzer Redaktionen und zu Angriffen gegen einzelne Personen".

Die Redakteurssprecher hegen den Verdacht, "dass auf diesem Weg Druck auf die ORF-Geschäftsführung ausgeübt werden soll". Dass zuletzt wieder von Politikseite - oder von Noch-Politikseite in Person des scheidenden Vizekanzlers Reinhold Mitterlehner (ÖVP) - ein ORF-Volksbegehren ventiliert wurde, beunruhigt die ORF-Journalisten auch massiv. Es "droht ein Rückschritt in die finstere Zeit des Proporz-Funks der 60er-Jahre", befürchten sie. "In dieses Bild passt es, wenn leitende ORF-Mitarbeiter, die ein persönliches Naheverhältnis zu Parteien und Politikern haben, öffentlich die Arbeit der ORF-Journalisten kritisieren", heißt es in der Resolution in Richtung von ORF-Online-Chef Thomas Prantner.

Und schließlich nehmen die Redakteure noch Bezug auf die "Unsicherheit" in der "Standort-Situation". Sie fragen sich, ob das trimediale Newsroom-Projekt überhaupt noch zu rechtfertigen ist; weiters pochen sie auf die von Wrabetz vor seiner Wiederwahl angekündigten Gespräche über eine Stärkung der redaktionellen Mitspracherechte und warnen vor den Folgen des Sparkurses: "Immer höherer Output bei gleichzeitig sinkender Zahl an Redakteuren ist nicht mehr zu meistern." (APA)

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