Am Roten Platz steppt jetzt wieder der Bär
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FINANCENET REAL:ESTATE Andre Exner 03.02.2017

Am Roten Platz steppt jetzt wieder der Bär

Die russische Börse zählte im Vorjahr zu den besten der Welt. Die Rallye ist noch nicht vorbei, meinen Experten.

••• Von Andre Exner

WIEN. In Österreich war der Jänner 2017 der kälteste seit Jahrzehnten. Doch während man die Heizung noch eine Spur aufdreht, kann man satte Renditen einfahren – vor allem dann, wenn man auf dem russischen Aktienmarkt engagiert ist: Immer dann, wenn der Gasverbrauch steigt oder der Ölpreis wieder mal zulegt, bedeutet das einen Gewinnsprung für die russischen Energieriesen.

„Im neuen Jahr wird nach einer längeren Talfahrt nun wieder mit steigenden Gaspreisen gerechnet”, sagt Börsenexperte Armin Pflugreiter. „Bleibt die Nachfrage jetzt weiter auf einem hohen Niveau, könnte 2017 für Gazprom ein durch und durch erfolgreiches Jahr werden.” Der an der Börse Moskau notierte Konzern gehört zu den größten Gasversorgern der Welt, in Europa liefert Gazprom bereits ein Drittel des Erdgases – und baut seinen Marktanteil laufend aus.

Machtwechsel in den USA hilft

Bereits 2016 war die russische Börse mit Kursgewinnen von rund 70% einer der stärksten Aktienmärkte weltweit – und auch heuer stehen die Zeichen auf weitere Gewinne, erwarten Bankenexperten. Für die Privatbank Krentschker ist Russland Favorit bei den Schwellenländern und „einer der wirtschaftspolitischen Gewinner” der nächsten Jahre; auch Friedrich Mostböck, Head of Group Research Erste Group, meint, „dass sich Wachstumsdynamik der Emerging Markets ab heuer vor allem dank Russland beschleunigen sollte”.

Denn nachdem 2015 die Wirtschaftssanktionen der USA und der EU sowie der Verfall des Ölpreises Russland in eine tiefe Rezession stürzten, sind die Vorzeichen inzwischen ganz andere: Die USA scheinen unter ihrem neuen Präsidenten einen russlandfreundlicheren Kurs anzusteuern; und der Ölpreis erholt sich von seinen früheren Tiefs. Inzwischen sind auch andere Rohstoffpreise wieder im Steigen, weist David Lafferty, Chefstratege, Natixis Global Asset Management, hin: „Dies sollte rohstoffreichen Schwellenländern wie eben Russland zugute kommen.” Neben Energiewerten setzt Lafferty an der Börse Moskau daher auch auf konjunktursensitive Titel wie Einzelhändler und Banken.

Noch kein BRIC-Comeback

Dass die BRIC-Fantasie, sprich die Outperformance der Schwellenländer-Börsen von Brasilien, Russland, Indien und China, bereits heuer wieder eine spannende Story für Privatanleger werden kann, erwarten die Experten indes noch nicht. Denn die vier größten Schwellenländer entwickeln sich inzwischen sehr unterschiedlich – und Russland hat als Rohstoffgigant eben derzeit die besten Karten.

„Jeden Monat, in dem der Ölpreis um 55 USD je Barrel notiert, fließen in das russische Staatsbudget etwa zwei Milliarden Dollar an zusätzlichen Steuereinnahmen im Vergleich zu einem Ölpreis von 45 USD je Barrel”, rechnet Chris Weafer, Senior Partner bei Macro-Advisory Ltd. in Moskau, vor. Sprich: Nicht nur dann, wenn man friert, auch wenn man an der Zapfsäule mehr zahlt, freut sich der Kreml – und damit auch der in Russland engagierte ­Privatanleger.

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