Die Jahrhundertaufgabe
© APA/Roland Schlager
„Jahrhundertarchitekt” Hans Hollein starb im April 2014 im Alter von 80 Jahren.
FINANCENET REAL:ESTATE 19.02.2016

Die Jahrhundertaufgabe

Die Republik Österreich hat den Nachlass des Vorzeigearchitekten Hans Hollein gekauft – und will ihn jetzt auch aufarbeiten (lassen).

••• Von Paul Christian Jezek

WIEN. Hans Hollein habe nicht „nur” als Architekt, sondern auch als Designer, Theoretiker, Lehrender und in vielen anderen Funktionen weltweites Renommee erworben, sagt Kulturminister Josef Ostermayer. Zudem habe es international „beträchtliches Interesse” am Nachlass gegeben.

Für den Ankauf des Nachlasses von Hans Hollein veranschlagt die Republik nun mehr als 700.000 €: Für die Sammlungskooperation wurden dem Museum für angewandte Kunst (MAK) 250.000 € zur Verfügung gestellt, weitere 120.000 € werden für die Digitalisierung aufgewendet. Die Aufarbeitung selbst, die vom Architekturzentrum Wien (AzW) durchgeführt wird, ist vorerst mit jährlich 100.000 € auf drei Jahre dotiert. Wie lange man letztlich dafür benötigen wird, lässt sich allerdings noch nicht abschätzen.

400 Europaletten Material

„Der Nachlass umfasst 400 Europaletten”, sagt AzW-Direktor Dietmar Steiner. Das sei etwa das Zehnfache von sonst üblichen Mengen. „Hollein hat ein Jahrhundertwerk geschaffen, also wird auch die Aufarbeitung eine Jahrhundertauf­gabe sein.”

Der Nachlass wird nun im AzW-Depot in Wöllersdorf gelagert und wissenschaftlich bearbeitet. „Wir stehen noch ein wenig unter dem materiellen Schock”, meint Steiner. Um überhaupt alle Objekte unterzubringen, wurde das Depot erweitert. Für Steiner ist der Auftakt zur Hollein-Bearbeitung jedenfalls eine der letzten Tätigkeiten in seiner Funktion als AzW-Chef, weil er mit Jahresende in Pension geht.
Weiters soll erstmals ein österreichischer Kunstpreis für Architektur ausgelobt werden. „Auf diesem Weg wollen wir das Andenken und die große Bedeutung Holleins bewahren und betonen”, erklärt Ostermayer.
Wie die weiteren Kunstpreise werde auch dieser mit 12.000 € dotiert sein. „Wir überlegen aber, ob wir die Kunstpreise vielleicht eine Spur anheben.” Ab 2016/17 sind zudem jährlich zwei Forschungs­stipendien vorgesehen, die auf sechs Monate angelegt und mit jeweils 6.600 € dotiert sind.

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