Mehr Produktivität muss her
© IG Lebenszyklus/Leo Hagen
Die Jurymitglieder des Lebenszyklus Awards bewerten Bauprojekte erstmals nach ihrer Organisations-, Kultur- und Prozessqualität.
FINANCENET REAL:ESTATE PAUL CHRISTIAN JEZEK 18.03.2016

Mehr Produktivität muss her

Seit Neuestem ziehen Hoch- und Tiefbau im „IG Lebenszyklus Bau” an einem Strang – Kickoff für österreichweite Kampagne „Change the business”.

••• Von Paul Christian Jezek

WIEN. Unter dem neuen Namen IG Lebenszyklus Bau schließt der 2012 als IG Lebenszyklus Hochbau gegründete Verein zur Optimierung von Prozessen in der Bauwirtschaft ab sofort den gesamten Infrastrukturbereich mit ein.

Auftraggeber und Bieter im Hoch- und Tiefbau sollen durch gegenseitigen Austausch im Rahmen des Vereins profitieren – dabei werden u.a. bisher für den Hochbau entwickelte Modelle und Leistungsbilder für den Infrastrukturbereich angepasst.
Von Beginn an mit dabei sind u.a. die Asfinag, die Wiener Linien sowie die Tiroler Wasserkraft AG TIWAG und die Abteilung Straßenbau der Tiroler Landesregierung.
Mit der österreichweiten Kampagne „Change the Business” will die IG Lebenszyklus Bau 2016 zudem den Beweis antreten, dass eine ergebnisorientierte Organisation, eine partnerschaftliche Projektkultur und lebenszyklusorientierte Prozesse zu ökonomisch, funktional und ökologisch optimierten Gebäuden führen: Noch bis Ende Mai können Bauherren ihre Projekte – 2016 vorerst im Hochbau – für den erstmals ausgeschriebenen Lebenszyklus-Award einreichen und an einer kostenfreien E-Learning-Plattform zum Thema teilnehmen (Start: 11. April).

Kritik an Produktivität & Effizienz

„Immer wieder stehen Bauherren vor der Frage, warum Qualität, Termin und Budget bei ihren Projekten nicht eingehalten werden”, sagt Karl Friedl (M.O.O.CON), Sprecher der IG Lebenszyklus Bau. „Wir haben in den letzten Jahren einige praktische Managementinstrumente für den Hochbau entwickelt. 2016 werden diese Modelle durch Erfahrungswerte aus dem Tiefbau optimiert und weiterentwickelt.”

Denn mitverantwortlich für die schlechte Performance vieler Bauprojekte sei laut den Experten des Vereins die geringe Arbeitsproduktivität in der Bauwirtschaft, die weit hinter anderen Industriezweigen liegt und in den letzten Jahren sogar einen Rückgang zu verzeichnen hatte. Wesentliche Ursachen dafür liegen in strukturellen und kulturellen Eigenheiten der Branche, die – systembedingt – eine konfliktorientierte Projektabwicklung begünstigen. Hier könne etwa der Hochbau vom Tiefbau lernen, so Walter Purrer, Vorstandsmitglied der IG Lebenszyklus Bau und Sprecher der Initiative Kulturwandel Bau: „Zum Beispiel liegt der weltweite Erfolg der Neuen Öster­reichischen Tunnelbaumethode nicht ‚nur' an der Technik, sondern wesentlich auch an der gelebten Projektkultur; Erfolg und Win-Win kann so für alle erreicht werden.”

Neue Organisationsmodelle

Für den Tiefbau wiederum ist die Entwicklung einer höheren Flexibilität in den Beschaffungs- und Abwicklungsmodellen interessant.

Hier ist der Hochbau – u.a. durch die im Rahmen der IG Lebenszyklus Bau in den letzten fünf Jahren erarbeiteten Prozess- und Organisationsmodelle – schon einen Schritt weiter, ist IG Lebenszyklus Bau-Vorstand Erich Thewanger (KPMG Austria) überzeugt. „Der Tiefbau hat mit alternativen Vertragsmodellen, insbesondere bei der Integration von Lebenszykluskosten und Finanzierung, schon sehr gute Erfahrungen gemacht.
Die Vertragsvielfalt, die wir aus der Hochbaubeschaffung kennen, ist im Tiefbau allerdings noch nicht üblich, kann aber wesentlich dazu beitragen, nachhaltige Entwicklun­gen zu fördern und Bauherren lang- fristig Kostensicherheit zu geben.”

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