Planen.Bauen.Betreiben 4.0 – Baubranche macht mobil
© Unique relations/APA-Fotoservice/Hörmandinger
Digitale Bauherren: Karl-Heinz Strauss (Porr), Stefan Graf (Leyrer+Graf), Wilhelm Reismann, Wolfgang Gleissner (BIG), Alois Schedl (Asfinag), Peter Krammer (Strabag, v.l.).
FINANCENET REAL:ESTATE PAUL CHRISTIAN JEZEK 13.05.2016

Planen.Bauen.Betreiben 4.0 – Baubranche macht mobil

Die Bauwirtschaft setzt auf eine neue Plattform, um Vernetzung, BIM, Standardisierung und verbesserte Ausbildung voranzutreiben.

••• Von Paul Christian Jezek

WIEN. „Entweder wir gehen auf den Weltmarkt oder der Weltmarkt kommt zu uns”, erklärt Wilhelm Reismann, Mitbegründer der neuen Plattform das Motiv für die Initiative „Planen.Bauen.Betreiben 4.0 – Arbeit.Wirtschaft. Export”.

Die Hintergründe: 2015 ist die heimische Bauproduktion um etwa 1% nominell unter 41 Mrd. € gesunken, sowohl Hoch- als auch Tiefbau haben an Schwung verloren. Immerhin ist für das laufende Jahr wenigstens mit einem leichten Produktionsplus zu rechnen. Reismann, der Arbeitskreise im ÖIAV (Österreichischer Ingenieur- und Architektenverband) und der ÖBV (Österreichische Bautechnik Vereinigung) leitet, sieht die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit der Baubranche generell auf dem Prüfstand: „Um als wichtiger Arbeitgeber entsprechend wettbewerbsfähig und zukunftsfit zu bleiben, muss die österreichische Baubranche stärker auf die geänderten Rahmenbedingungen reagieren.”
Mit der neuen Plattform setzen die großen Player der Branche nun ein Zeichen als Antwort auf den gestiegenen Druck, um die einzelnen Teilbereiche „Planung”, „Bauen” und „Betreiben” stärker zu vernetzen und andererseits international bereits etablierte digitale Standards zu forcieren. „Wir wollen erreichen, dass wir als Wirtschaftsstandort Österreich wettbewerbsfähig bleiben, nicht zuletzt Arbeitsplätze erhalten und ­idealerweise generieren”, hofft Reismann.

BIM spart Zeit und Geld

Für eine stärkere Vernetzung der einzelnen Bau- und Betreiber­sparten spricht sich auch Peter Kovacs, Vorstandsvorsitzender der Facility Management Austria (FMA), aus: „Der Prozess ‚Planen.Bauen.Betreiben' sollte in seiner Gesamtheit betrachtet werden. Dazu müssen entsprechende Datenstrukturen geschaffen und die Weitergabe von Informationen, beginnend bereits beim Planungsstart, sichergestellt werden. Durch dementsprechende Instrumente wie etwa BIM ergeben sich Verbesserungen in der Wertschöpfung und neuartige Möglichkeiten.” „Building Information Modeling” wird in Österreich bereits erfolgreich angewandt, jedoch bildet es noch keinen Standard. „Internationale Studien gehen von drei bis fünf Prozent Kostenersparnis und zehn Prozent Zeitreduktion aus”, erklärt ÖIAV-Arbeitskreisleiter Gerald Goger von der Wiener TU. „Verlässlicheres, konfliktärmeres Bauen würde somit auch dem ‚Otto-Normalverbraucher' beim Bau seiner Eigentumswohnung oder seines Einfamilienhauses entgegenkommen.”

Auch die Ausbildung spielt für Alfred Waschl, Präsident der International Facility Management Association (IFMA) Austria, eine wesentliche Rolle: „In der Baubranche hat sich die Arbeitsteilung so kultiviert, dass die drei großen Arbeitsbereiche Architektur (Planen), technische Gebäudeausstattung (Bauen) und Facility Management (Betreiben) nicht kooperieren, sondern weitgehend nebeneinander agieren. Da das in der Ausbildung ebenso ist, gibt es kaum über­greifendes Know-how. Zukünftig sollten interdisziplinäre Verknüpfungen und Ansätze gestärkt werden.”
Die alleinige Konzentration der Ausbildungen auf das Bauingenieurwesen wäre nicht mehr zeitgemäß – andere Fachdisziplinen wie etwa Informatik, technische Mathematik, Maschinenbau oder Bauphysik müssen daher stärker in Bauprozessen berücksichtigt werden.

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL