Was die Reinigung kosten darf
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Ein durchschnittlicher Quadratmeter Bürofläche kostet zwischen 1,40 und 3,80 €.
FINANCENET REAL:ESTATE PAUL CHRISTIAN JEZEK 08.04.2016

Was die Reinigung kosten darf

Ein Bürohaus mit 3.500 m2 Nutzfläche kostet einmal 1,40 Euro/m2 im Monat und ein anderes Mal 3,80 Euro/m2. Beide Preise haben ihre Berechtigung – warum?

WIEN. Bei durchschnittlichen Reinigungsleistungen in einer modernen Bürofläche kann man einen Durchschnittswert von 2,60 €/m2 Monat annehmen, gibt Christian Höger, Sachverständiger für Gebäudereinigung, einen Richtwert für die tägliche Unterhaltsreinigung vor. „Reinigung ist als Thema nicht sexy und den Unternehmen nicht wichtig genug. Aber das kann zu einem Trugbild führen.” Rechnet man nämlich die 2,60 € auf ein ­Büro mit 3.500 m2 hoch, wird schnell ersichtlich, dass die Reinigung mit fast 110.000 € (oder auch mehr) im Jahr zu Buche schlägt.

Freilich sind diese Angaben nur Orientierungspunkte. „Nach unten hin gibt es Limits, schon allein aus kollektivvertraglichen Gründen”, so Höger. Außerdem ist natürlich die Art der Immobilie relevant: Es mache einen Unterschied, ob es sich um ein Büro, ein Einkaufs­zentrum oder eine Ausbildungsstätte handelt. Ein WC muss z.B. in einem Einkaufszentrum häufiger und intensiver als in einem Büro gereinigt werden.

Der „kleine” Unterschied

Auch innerhalb einer Kategorie sind Unterschiede logisch: „Es gibt nur eine Bandbreite und keinen richtigen oder falschen Preis”, betont Höger. Beim Beispiel oben (1,40 vs. 3,80 €/m2 für 3500 m2) gibt es zwei zufriedene Kunden. Höger: „Im ersten Fall sind die Leistungen der Reinigung knallhart aufs Mindeste reduziert, im anderen Preis sind zahlreiche Leistungen für die Mitarbeiter wie frisches Obst inkludiert, ebenso sind die Reinigungskräfte acht Stunden anwesend, was auch einer sozialen Verantwortung entgegenkommt. Sie pflegen die Pflanzen, versorgen die Mitarbeiter mit Getränken, die Kaffeemaschinen werden entkalkt und nicht nur abgewischt, die Toiletten werden drei Mal am Tag gereinigt, der Geschirrspüler wird aus- und eingeräumt, etc.”

Freilich sei nicht alles in Zahlen messbar – etwa die Demotivation der Mitarbeiter, wenn sie ihr Geschirr selbst in den Geschirrspüler räumen müssen, was meist ohnehin nicht funktioniert. Erledigt das die Reinigungskraft, ist nicht nur für eine bessere Stimmung, sondern auch für mehr Produktivität gesorgt; denn die Reinigungskraft kostet weniger als der Mitarbeiter, der seine Zeit für Projekte aufwenden soll. „Wenn die Kosten in die eigenen Mitarbeiter verschoben werden, heißt das nicht, das diese nicht mehr da sind”, erklärt Höger. „Die Kosten sind nur unsichtbar geworden und können nicht mehr gemessen werden.”
Um detailliertere Ergebnisse zu erhalten, hat Höger eine eigene ­Methode entwickelt – damit lässt sich rasch ein Status quo erheben, um zu einer Bewertung gegenüber der Marktbenchmark zu kommen bzw. um zu wissen, wo man im Vergleich zu anderen steht. Höger begleitet dabei die Reinigungskräfte im Objekt, dokumentiert seine Beobachtungen und zeigt Verbesserungsmöglichkeiten auf.

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