Datenaustausch kann nicht jeder, EDI schon
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RETAIL Jutta Maucher 19.05.2015

Datenaustausch kann nicht jeder, EDI schon

Kooperationen Gerd Marlovits, Marketing & Sales-Direktor bei Editel Austria, einem Unternehmen der GS1 Austria, spricht über EDI, den Elektronischen ­Datenaustausch in der Lebensmittelbranche.

Wien. Der Handel kommt nicht ohne ihn aus: EDI, kurz für Elektronischer Datenaustausch (Electronic Data Interchange). Und Editel, ein Unternehmen der GS1 Austria, hilft dabei, dass dieser Datenaustausch standardisiert passiert und dass diese Prozesse möglichst automatisiert werden durch einen integrierten Datenaustausch. „Wir unterstützen die Optimierung von Prozessen zwischen Handel, Industrie und Logistikunternehmen”, beschreibt Gerd Marlovits, Marketing & Sales-Director bei Editel Austria, die Aufgabe seines Unternehmens. Und: „Pro Jahr bearbeiten wir mit unseren knapp 15.000 Kunden in Österreich und einigen Staaten Osteuropas rund 300.000 Millionen Transaktionen.”

EDI: für alle geeignet

In einer Welt, in der Datenaustausch fundamental zum Leben gehört, sollte dies auch für Unternehmen kein gröberes Problem darstellen. Das wäre anzunehmen. Nur: Hier geht es um große Daten, und es geht auch um solche, bei denen durchaus mit Konsequenzen zu rechnen ist, wenn sie nicht korrekt sind. Die Herausforderung ist daher, die Komplexität der unterschiedlichen unternehmenseigenen Datenformate und ERP-Systeme auf einen Standard zu bringen, der den Austausch möglich macht. „Daher ist auch ein Großteil der Unternehmen, also insbesondere der Handel und die international tätige Industrie, auf unserer Plattform Exite registriert”, so Marlovits.

Bestellung und Rechnungen

EDI wickelt alles in der Prozesskette ab – von der Bestellung bis zur Fakturierung. Aber auch das Stammdatenmanagement ist mittels EDI kein Problem ebenso wie die Sendung elektronischer Lieferaufträge an Logistikdienstleister, die Bereitstellung von Artikelpässen oder auch die Abwicklung von Zahlungsaufträgen. Die Rechnungslegung gehört aber zu den wichtigsten Aufgaben. Das betrifft vor allem international tätige Unternehmen, die ihre Rechnungen den jeweils gültigen nationalen, rechtlichen Rahmenbedingungen sowie den Kundenanforderungen entsprechend anbieten müssen. „Ein gutes Beispiel eines unserer Kooperationspartner ist Henkel CEE. Die haben ihren Unternehmensstandort wie wir in Wien und sind in nahezu den gleichen Ländern Osteuropas wie wir vertreten”, so Marlovits, der damit auch auf die über Österreich hinausgehende Bedeutung von Editel hinweist.

Günstige Preise möglich

Komplexer ist die Sache schon für die kleineren Unternehmen, die vor allem regional tätig sind. „Für die KMUs bieten wir allerdings eine webbasierte Lösung an, die sich Exite TradIT nennt”, erklärt der Editel-Manager, der weiter ausführt: „Ab 15 Euro pro Monat ist es möglich, an dieser Plattform teilzunehmen.”
Natürlich sei diese Preiskategorie nur für jene interessant, die über ein geringes Produktangebot verfügen, aber genau für diese ist es auch gedacht. Trotzdem sind es die KMUs, bei denen oft noch das Verständnis dafür fehlt, dass „eine standardisierte Rechnungslegung und ein standardisiertes Datenmanagement auch die internen Prozesse beschleunigt und damit zur Kostenreduktion beiträgt”, sagt Marlovits. Eines kommt hinzu: Der größte Vorteil von EDI ist dort gegeben, wo es um Frische geht, wie etwa bei Milch, Fleisch & Wurst, Brot & Gebäck sowie Obst & Gemüse – und genau in diesen Bereichen ist eine Vielzahl regionaler und nationaler Lieferanten beteiligt.
EDI ermöglicht die Rückverfolgbarkeit der Waren, aber auch die Angaben von Haltbarkeitsinfos. Und das ist gerade bei Frische von entscheidender Bedeutung – besonders dann, wenn Promotions oder Aktionen geplant sind. Der Lieferant weiß in der Regel am besten Bescheid, wie sich seine Produkte unter diesen Umständen verkaufen. Da macht der Elektronische Datenaustausch Sinn, vor allem, wenn ECR (Efficient Consumer Response)-Maßnahmen dahinter-stehen.

Milch, Wurst & Obst

Die österreichische Milchbranche ist aus all diesen Gründen nahezu komplett bei Editel vertreten, also insbesondere die größeren Unternehmen der Branche. Denn übergreifende Logistikprozesse sind hier an der Tagesordnung. Dazu zählt etwa VMI (Vendor Management Inventory); die Industrie darf in diesem Fall auf die Lagerdaten des Händlers zugreifen.
Schon seit vielen Jahren gibt es in diesem Sinne CPFR (Collaborative Planning, Forecasting & Replenishment) zwischen der heimischen Mopro-Instanz Berglandmilch und dem Händler Spar. Das bedeutet, dass die Industrie die Bestellung für Standard- und Aktionsmengen erarbeitet.
So weit ist man etwa in der Fleisch- und Wurstbranche noch nicht. Natürlich seien auch dort die Großen des Landes vertreten, also beispielsweise Radatz, Berger Schinken und Wiesbauer, aber hier gibt es auch viele kleine Lieferanten, für die der elektronische Datenaustausch noch nicht dazu- gehört. Noch schwieriger ist laut Marlovits allerdings die Sache bei den Bäckern. Denn „ein durchschnittlicher Bäcker mit einer Filiale macht fünf Bestellungen am Tag, ein größeres Unternehmen 500 am Tag. Für fünf Bestellungen ist sogar noch ein Fax ausreichend.”

Daten in der Logistikkette

Eine besondere Rolle spielen die Logistikdienstleister. Große Unternehmen der Branche, wie TKL, DHL, Schachinger, Kühne & Nagel oder Rail Cargo sind mit Exite verbunden. „Die Logistiker werden immer wichtiger; sie sind für Lagerhaltung und Kommissionierung zuständig, müssen aber auch den Erfordernissen des Kunden genügen”, so Markovits. Und weiter: „Gerade für sie sind saubere, standardisierte Prozesse wesentlich. Nur so kann der Warenfluss ohne weiteres gut funktionieren.” Aber das gilt selbstredend für die gesamte Lebensmittelbranche.

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