Der Fliegen Herr werden
RETAIL 25.09.2015

Der Fliegen Herr werden

Mein kleines Biotop im Supermarkt.

ENTLARVT. Klein, leise und harmlos, es gibt eindeutig Schlimmeres. Aber für meinen Geschmack fühlen sich die Fruchtfliegen im Simmeringer Supermarkt um die Ecke einen Tick zu wohl in den Obst- und Gemüsekisten. Und sie scheinen sich dort recht ungestört vermehren zu können. Die Situation beobachte ich nun schon seit einiger Zeit und ich kann mit ziemlicher Gewissheit sagen: Die Schwarm-Population hält sich konstant. Gewiss, Händler sollen alles dafür tun, ihren Lebensmittelabfall so klein wie möglich zu halten. Frühzeitiges, voreiliges Wegwerfen von Nahrung ist eine absolut sinnlose Ressourcenverschwendung. Aber: Supermärkte wollen ihre Ware ja verkaufen und Kunden an sich ­binden.

Nun werden Fruchtfliegen entweder mit der Ware als Larven eingeschleppt oder sie fliegen halt irgendwo rein. Zweifelsohne legen sie aber ihre Eier auf dem Obst und Gemüse ab. In den meisten Fällen kann man oberflächliche Gebrauchsspuren ziemlich einfach abschälen, abschneiden, abwaschen. Und in anderen Bereichen, wie den Lebenswissenschaften, ist die „Drosophila” eher Superstar als Appetitverderber: Immerhin wurden an ihr grundlegende Erkenntnisse der Entwicklungsbiologie gewonnen.
In Simmering ist man in der Regel ja nicht zimperlich. Aber an die Salatparadeiser-Kiste im betreffenden Supermarkt kann sich die hungrige Kundschaft gerade mal auf der Distanz von einem halben Meter nähern. Denn wer sich über die Salatparadeiser beugt, läuft Gefahr, die Fliegen a) einzuatmen oder b) zu verschlucken. In Kombination mit dem stolzen Preis für die Pfirsiche, Zitronen und Trauben, dem klar gekennzeichneten Revier der Fruchtfliegen, erzeugt die Filiale einen recht starken Abschreckungseffekt.

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