Der große Tee-Test
GLOBAL 2000 REWE International AG APA Fotoservice Pauty
Waltraud Novak von Global 2000
RETAIL Redaktion 29.03.2017

Der große Tee-Test

Keine der Proben war pestizidfrei.

WIEN. Kein einziger Tee der 33 Proben – von Earl Grey über English Breakfast zu Darjeeling – war frei von Pestiziden. Das ergab ein Test, der von Global 2000 und der AK Niederösterreich durchgeführt wurde. Die Mengen der Rückstände sind zwar für die Konsumenten nach derzeitigem Wissensstand nicht besorgniserregend, die Auswirkungen der gefundenen Pestizid-Cocktails sind allerdings unklar. Für die Umwelt und die Arbeiter auf den Teeplantagen besteht auf jeden Fall eine erhebliche Gesundheitsgefährdung.

Waltraud Novak, Pestizid-Expertin bei Global 2000, sagte zu den Ergebnissen: „Bis zu 14 verschiedene Pestizid-Wirkstoffe haben wir auf den Tees gefunden. Die nachgewiesenen Mengen sind zwar sehr gering, im Vergleich zu Obst oder Gemüse zum Beispiel etwa zehn Mal niedriger, aber über das Zusammenwirken solcher ‚Pestizid-Cocktails‘ ist noch sehr wenig bekannt. Viele der gefundenen Substanzen stehen außerdem im Verdacht, krebserregend oder fortpflanzungsschädigend zu sein.“ Bei zwei Tees wurde sogar der gesetzliche Höchstwert eines Wirkstoffs überschritten; die gefundene Substanz wird allerdings nicht nur als Pestizid verwendet, sondern kann auch aus Verbrennungsabgasen stammen. Bei der Trocknung und Fermentierung kann der Schwarztee damit in Berührung kommen, wodurch sich erklären lässt, dass auf fast 80% der Tees dieser krebserregende Stoff gefunden wurde. Einige Tee-Hersteller versuchen bereits, die Tee-Produktionsprozesse zu optimieren, und wie sich zeigt, sind manche durchwegs erfolgreich, da auf sieben Tees gar keine Rückstände dieses Wirkstoffs gefunden wurden. Sichere Produktionsbedingungen sollten zur selbstverständlichen Praxis werden.

Über 300 Schädlinge sind bei Tee bekannt (Insekten und Schimmelpilze) und diese werden auf konventionellen Plantagen mit einer Unzahl an Spritzmitteln bekämpft. Auf manchen Plantagen werden die Pestizide sogar noch großflächig mit dem Flugzeug versprüht. „Generell haben aber Gifte wie Pestizide in Lebensmitteln nichts verloren, und die Hersteller ebenso wie die EU sind gefordert, hier vorsorgeorientierte Maßstäbe zu schaffen. Auch der Handel ist aufgefordert, Verantwortung zu übernehmen und Konsumenten genauso wie Arbeiter zu schützen. Die Lieferkette muss strengeren Prüfungen unterzogen werden und Umwelt, Gesundheit und soziale Standards berücksichtigen. Wir fordern vom österreichischen Einzelhandel: Macht den Tee fair und bio!“, so Novak abschließend. (OTS)

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