Der Milchmarkt, ein Rätselraten
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Premium-MilchDie heimische Milchwirtschaft setzt auf Qualitätsmilch, um sich damit für kommende Entwicklungen auf den Milchmärkten zu rüsten.
RETAIL Ornella Wächter 12.05.2017

Der Milchmarkt, ein Rätselraten

2016 war für die Milchwirtschaft ein „Härtetest”, so die Bilanz der VÖM. 2017 verlief bisher ganz gut.

••• Von Ornella Wächter

Der Markt für das Grundnahrungsmittel Milch, ist geprägt von Höhen und Tiefen. Die auf vielen Milchpackungen suggerierte Idylle mit grasenden Milchkühen auf grünen Wiesen ist trügerisch. Das Wegfallen der Milchquote führte zu einer Überproduktion an Milch, die immer billiger verscherbelt wurde. Vor allem für Milchbauern und Höfe hatte dies verheerende, existenzielle Folgen.

Krise gut überstanden?

Ist die „Talsohle beim Milchpreis” von 2016, wie Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter es ausdrückte, wirklich durchschritten? In der medianet-Ausgabe vom 3.März äußerte sich Rupprechter noch verhalten: Es sei noch zu früh, über das aktuelle Jahr zu bilanzieren und „über eine Trendwende am Markt zu sprechen”.

Sehr ausführlich kommentierte die Vereinigung der Österreichischen Milchverarbeiter (VÖM) die Situation am österreichischen Milchmarkt. Die freiwillige Lieferrücknahme, eine von der EU entwickelte Maßnahme, hätte zu Beginn des Jahres 2017 zu einer „zunehmenden Stabilisierung auf den Milchmärkten” geführt, erklärt der Präsident Helmut Petschar. „Die heimische Milchwirtschaft hat die Milchkrise im Vergleich zu anderen EU-Ländern trotz schmerzhafter Preisrücknahmen vergleichsweise besser gemeistert”, so Petschar. Ausschlaggebend dafür sei das „kompromisslose” Setzen auf Qualitätsprodukte gewesen. Petschar hebt vor allem die zehnjährige Gentechnikfreiheit in der Milchproduktion hervor und dass in Österreich auf Tierschutz und Umweltstandars geachtet werde. Zudem habe das Land mit einem Anteil von 15% die höchste Biomilchproduktion in der EU und diese sei im Ausland besonders gefragt. Auch Josef Braunshofer, Geschäftsführer des größten heimischen Milchverarbeiters Berglandmilch meint: „Der Konsument von heute ist produktbewusster geworden”, er achte auf umweltschonende und nachhaltige Herstellung, auf ­regionale Herkunft und Tierhaltung.

Ruhe vor erneuter Flut?

Christian Leeb, der Geschäftsführer der Salzburg Milch, prognostizierte im März, dass die Milchanlieferung am österreichischen Markt wieder zunehmen werde, und damit auch wieder das Risiko eines Preisrückgangs steige. In einem behielt er recht: Wurden im Februar 2017 knapp 248.058 t Milch an österreichische Molkereien angeliefert (–2% im Vergleich zum Vorjahr), waren es im März knapp 284.779 t Milch. Inklusive der Milchanlieferungen an ausländische Molkereien waren das rund 292.000 t (+1% zum Vorjahr). Die Entwicklung des Preises hingegen fiel mit einem Mini-Plus im vergangenen Monat positiv aus: Der Auszahlungspreis für Milch mit 4,2% Fett und 3,4% Eiweiß lag im Februar 2017 bei 34,50 Cent/kg (+ 0,59 Cent/kg zum Vorjahr). Für März 2017 schätzte die ­Agrarmarkt Austria einen weiteren Anstieg des Preises auf 34,90 Cent/kg – und lag damit auf dem richtigen Kurs. Aktuell liegt der Preis bei 34,92 Cent/kg.

Gute Zahlen, schlechte Zahlen

Das Jahr 2016 fiel für heimische Molkereien unterschiedlich aus: Gut lief es für die Salzburg Milch, im vergangenen Jahr wurden dort 247 Mio. kg Milch verarbeitet, in Zukunft plant man mehr: „Wir werden sicher Richtung 300 Millionen gehen”, ließ Christian Leeb vor Kurzem verlauten. Zuletzt übernahm der Konzern zusätzlich 30 Bauern aus dem Raum Vöckla­markt. Salzburg Milch orientiert sich an der hohen Nachfrage des ausländischen LEH nach österreichischer Bio- und Heumilch: Das Segment macht 50% der Milchmenge aus.

Mit dem erhöhten Output verdrängte die Salzburg Milch die Gmundner Konkurrenz, die österreichweit die Nummer drei am Markt war, auf den vierten Platz. Obmann Josef Fürtbauer und Geschäftsführer Michael Waidacher der Genossenschaft Gmunden, die Eigentum von über 2.600 Milchbauern ist, sprachen Ende April über eine eher durchwachsene Bilanz. Der Umsatz sei aufgrund des Preisrückgangs um acht Prozent gesunken, was für die Eigentümer schmerzhafte Erlöseinbußen bedeutete – und infolgedessen der Abschied vom Siegertreppchen. Somit blieb das Jahr der Milchkrise auch für Molkereien nicht ohne Folgen.
Die Kollegen im Ländle können sich hingegen nicht beklagen. Die Vorarlberg Milch hätte es geschafft, „wesentlich bessere Preise auszuzahlen als ihre Konkurrenz”, sagt Geschäftsführer Raimund Wachter. Das Unternehmen verarbeitete 2016 insgesamt 63 Mio. kg Milch und will nun stärker in den Export, da Vorarlberg eine „hohe Wahrnehmung außerhalb” genieße.

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