Franchise im Check: Der Weg zum Unternehmen
© Senat der Wirtschaft
Franchise-Expertenrunde Andreas Haider, Waltraud Martius, Prof. Achim Hecker, Hans Harrer.
RETAIL christian novacek 30.09.2016

Franchise im Check: Der Weg zum Unternehmen

Ein Scheitern im Franchisesystem spielt sich derzeit nur im einstelligen Prozentbereich ab.

••• Von Christian Novacek

Franchise geht neue Wege, muss sich neu erfinden: „Das Wettbewerbsumfeld wird immer dynamischer, komplexer”, sagt Waltraud Martius, Geschäftsführerin der Syncon International Franchise Consultants. Im Spannungsfeld zwischen Replikation und Innovation werden vor allem die Zyklen, innerhalb derer es die Innovation braucht, kürzer. „Der Franchisnehmer kauft etwas Fertiges”, führt Martius aus, „dieses Fertige muss aber immer schneller verändert werden. Franchise muss sich der Schnelllebigkeit anpassen.”

Ideen-Multiplikator

Den Blick für künftig Wesentliches im Franchise öffnet jetzt eine aktuelle Publikation unter dem Titel „Wissens- und Informationsmanagment in der Franchisepraxis” (Verlag Springer Gabler). Prof. Achim Hecker, Mitherausgeber und Rektor der Privatuniversität Schloss Seeburg, sieht einen Vorteil im Franchise ungeschlagen: „Ideen können schnell multipliziert werden, Konzepte können rasch wachsen.” In die Schnelligkeit implementiert sich eine Portion Gehorsamkeit – Systeme sollten jedenfalls originalgetreu umgesetzt werden. Das heißt aber nicht, dass der Ideentransfer eine Einbahnstraße Richtung Franchisenehmer darstellt. „Franchise ist auch ein Best Practise-Beispiel in Sachen Wissensmanagement”, berichtet ­Hecker, „so mancher Konzern könnte sich hier etwas abschneiden.”

In Österreich ist Franchise ein Erfolgsmodell: 450 hierzulande vertretene Franchise-Systeme stehen für einen Erlös von 9 Mrd. €, 9.000 Standorte sowie 100.000 Mitarbeiter. Im österreichischen Franchiseverband finden sich 130 Mitglieder – u.a. sind das deshalb nicht mehr, weil die Aufnahme einem strengen Kriterienkatalog unterliegt. „Es gilt, die Spreu vom Weizen zu trennen”, sagt Andreas Haider, Präsident des Franchiseverbands, der als Unimarkt-Geschäftsführer auch die faktischen Vorteile eines im Franchise geführten Betriebs auf den Punkt bringt: „Unsere 50 Franchise-Geschäfte performen im Moment um zwei Prozent besser als die Unimarkt-Filialen. Genau genommen gab es in der Unimarkt-Historie bis dato noch nie ein Jahr, wo die Franchisebetriebe nicht zumindest um ein Prozent die Nase vorn hatten.”
Bei Unimarkt führt im Normalfall ein Franchisenehmer ein Geschäft. Es gibt aber auch sogenannte Multi-Unit-Franchisenehmer, etwa bei McDonald’s. Prinzipiell sind zwar Lebensmittler und Systemgastronomieketten stärker im Blickfeld der Öffentlichkeit, jedoch sind sie nicht unbedingt repräsentativ. „Franchiser sind oft Mama-Papa-Betriebe”, formuliert Martius salopp, „somit sind wir eigentlich im KMU-Bereich stärker vertreten.”
Bezogen auf den heimischen Markt, sind 45% österreichische Franchiseunternehmen, 80% dieser Franchiseunternehmen wiederum sind nicht für die Internationalisierung geeignet – beispielsweise würde ein Palmers (derzeit) nicht in Paris ­reüssieren wollen.

Franchise bringt Synergie

Was nun den einzelnen Franchisenehmer betrifft, so ist sein großer Vorteil auf dem Weg ins Unternehmertum nicht zuletzt die Synergie, die im Franchisesystem auf bewährten Bahnen eingegleist ist. Aber es gibt im Generationenaspekt gleichfalls neue Zugänge zum System: „Früher war ein wichtiger Zugang zum Franchisesystem jener, dass man wähnte, im Franchiseverbund erfolgreicher zu sein als allein”, erklärt Martius. Das habe sich im Zeitgeist durchaus gewandelt: „Viele wollen heute nur gleich erfolgreich sein wie im Alleingang und dafür aber weniger Zeitaufwand aufbringen.”

Das Durchschnittsalter der Franchise-Wagemutigen liegt bei 45, differiert dabei nach Branchen. Etwa tendiert das bei McDonald’s in Richtung 50, im Bereich Fitness ist es deutlich weniger – beispielsweise ist beim Fitnessunternehmen ­Bodystreet der Franchisenehmer 28, die Angestellten im Schnitt 22 Jahre alt.

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