Hervis springt höher als die Mitbewerber
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RETAIL christian novacek 24.03.2017

Hervis springt höher als die Mitbewerber

Der Sportartikelhandel ist turbulent. Hervis performt inmitten der Turbulenzen top mit +6,2% im Erlös in Österreich.

••• Von Christian Novacek

Spar-Vorstand Hans K. Reisch hat eine rechte Freude mit seiner sportlichen Tochter: „Hervis hat sich 2016 hervorragend entwickelt und konnte den Umsatz im Vergleich zum sehr guten Vorjahr erneut deutlich steigern. In Österreich macht Hervis als größter heimischer Sportartikelhändler mit plus 6,2 Prozent besonders viel Freude.”

Über alle sieben Länder in denen Hervis vertreten ist – das sind: Österreich, Deutschland, Slowenien, Kroatien, Ungarn, Rumänien, Tschechische Republik – steht der Sporthändler für einen Erlös von 493 Mio. €, was wiederum ein Wachstum von 5,2 Prozent bedeutet. 2016 eröffnete Hervis seinen 200sten Standort und betreibt damit 110 Filialen im Ausland und 90 im Inland.
Zum Wachstum in Österreich meint Reisch: „Wir liegen damit deutlich über dem Branchenschnitt, der nur 1,2 Prozent Wachstum aufweist.” Tatsächlich hat sich die Branche in den letzten Jahren sportlich gematcht: Mit Sports Direct betrat ein neuer (britischer) Player das rutschige Sportparkett. Er substituierte 2014 die Traditionsmarken Sport Eybl und Sports Experts, ersetzte infolge Beratung durch Billigpreis – und kam erst Mal wenig behände in die Gänge.

Branche im Wandel

Nach dem eher heftigen Strukturwandel steht Hervis heute mit rund 20% Marktanteil da. „Wir sind stärker geworden”, ist Reisch überzeugt. Dieses Stärkerwerden kommt zur rechten Zeit: In den heimischen Sporthandel kommt nämlich erneut Bewegung. Einige ausländische Händler planen in diesem Jahr den Markteintritt in Österreich. Schon fix sind zwei Geschäfte der norwegischen Kette XXL, aber auch der französische Diskonter Decathlon hat konkrete Standorte im Visier. Ebenso wollen die britische JD Sports sowie die Schweizer Deichmann-Tochter Ochsner Sport hierzulande mitspielen.

Kunde im Fokus

Hervis-Geschäftsführer Alfred Eichblatt verweist im angestrengten Mitbewerber-Umfeld auf eine innere Kraft: „Wir sind deshalb so stark, weil unsere Innovationen den Kunden in den Mittelpunkt stellen”, sagt er. „Omnichanneling war für uns immer ein großes Thema – wir haben das von Anfang an nicht als Bedrohung, sondern als Chance begriffen.” Heute nimmt Hervis für sich in Anspruch, in der Verschränkung von stationär und online führend zu sein. Was zuletzt zwei Mal bestätigt wurde: Der österreichische Handelsverband zeichnete Hervis 2016 mit dem „Austrian Retail Innovation Award” in der Kategorie „Best Omnichannel Innovation” aus. Und vom renommierten deutschen EHI Retail Institute erhielt Hervis im März 2017 den „Retail Technology Award” in der Kategorie „Best Omnichannel Solution”.

Letztlich wirkt sich die Online-Offline-Verzahnung auf die Verkaufsflächen aus: Derzeit beläuft sich die durchschnittlich Verkaufsfläche auf 1.500 m2, sie wird aber kleiner. Und das trotz Innovationsfreudigkeit seitens der Hersteller, zumal „einige Produkte wieder vom Markt verschwinden”. Weiters vollzieht sich das Onlinebusiness naturgemäß wenig raumgreifend. Nichtsdestotrotz (oder genau deswegen) verweist Eichblatt auf einen unumstößlichen Grundsatz: „Unsere Filialen werden immer ein wesentlicher Baustein bleiben. Wir werden niemals zum reinen Onlinehändler mutieren.”

Borgen statt besorgen

Trends will der Sportartikelhändler am liebsten selber setzen – und testete jenen zum „Mieten statt besitzen” ausgiebig. „Vor allem im Skiverleih scheint uns das vielversprechend”, kommentiert Eichblatt. Somit konnte diese Saison der Skiverleih bei Hervis beispielsweise mit zweistelligen Wachstumsraten punkten.

Apres Ski: Während der Ski-Verkauf ehedem die Umsatz­lawine im Sporthandel schlechthin darstellte, verlagern sich mittlerweile Umsätze auf mehrere sportliche Bereiche: „Das Wintergeschäft hat sich deutlich verändert”, berichtet Eichblatt. „Heute verkaufen wir auch Laufbekleidung im Winter.”
Abseits der Saisonverflachung zugunsten der Ganzjahressortimente wird das Sportgeschäft zusehends als Modebasis genutzt. Unsportliche tarnen sich als sportlich, Sportliche emanzipieren sich gegenüber unfreundlichem Wetter.
Ansonsten sind die Trends momentan unter Strom: Elektro­scooter sind im Kommen, das E-Bike weiterhin im Trend. Als sportliches Hilfsmittel fungiert indes nicht nur der Elektromotor: Auch innovatives Technik-Equipment wie Pulsuhren, Activity Tracker und andere Wearables boomen.

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