Milch ist teurer, Bauer bleibt in Not
© APA/dpa/Oliver Berg
Faire Preise?Der Handel hat den Milchpreis angehoben – um rund 10 ct. Laut Bauernvertretern gelangt davon lediglich 1 ct in die Tasche der Milchbauern.
RETAIL Redaktion 18.11.2016

Milch ist teurer, Bauer bleibt in Not

Trotz Milch-Preissteigerung, die der LEH mit rd. 10 Cent weitergibt, ist das für Produzenten nicht existenzsichernd.

WIEN. Es hat lang gedauert, aber es wird nicht lang reichen: Von der aktuellen Milchpreiserhöhung, die der Handel mit rund 10 ct pro Liter aufschlägt, kommt beim Bauern 1 ct je Liter an. So sieht es jedenfalls Helmut Eder, Milchwirtschaftsexperte der Landwirtschaftskammer. Und er stellt die Frage: „Wo bleiben die anderen neun Cent?” Denn – und das dürfte zweifelsfrei sein: Der Bauernmilchpreis von derzeit rund 29 ct netto sei weiterhin nicht kostendeckend. Bauern würden einen existenz ermöglichenden Milchpreis wohl erst bei 50 ct sehen (siehe Seite 65).

Milch immer noch unter 1 €

Die Durchsetzungsmöglichkeiten der Milchbauerngenossenschaften bzw. Molkereien der Bauern gegenüber dem Handel dürften allerdings gering sein. Eder: „Es ist sehr schwierig, langfristig höhere Preise durchzusetzen.” Die Hoffnung, dass es mit dem zuletzt steigenden Bauernmilchpreis weiter aufwärtsgeht, wird von der Entwicklung der Nachfrage abhängen – und inwieweit sich neue Absatzmärkte auftun.

Praktisch ist der Preis im gesamten heimischen Lebensmittelhandel für einen Liter Frischmilch in der Preiseinstiegslage von 0,85 auf 0,95 ct und für regionale Vollmilch von 0,95 ct auf 1,05 € gestiegen.
Diskonter Hofer ließ dazu verlautbaren, dass man „als einer der größten Abnehmer von Produkten der österreichischen Landwirtschaft sehr viel Wert auf eine gute, intensive und vor allem faire Zusammenarbeit mit unseren heimischen Molkereien legt. Hofer bezahlt allen Molkereien – egal ob für Bio- oder konventionelle Milch – einen ­fairen Preis.” Eine spürbare Milchpreissteigerung müsse man auf die Produkte im Verkauf weitergeben.
Spar argumentiert ähnlich, nämlich dass die Molkereien die Milch und Milchprodukte nunmehr „zu einem deutlich höheren Einstandspreis” an den Handel verkaufen. „Das wiederum bedeutet, dass auch wir im Handel die Preise anheben müssen.” (nov)

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