Offliner-Konsumenten oft benachteiligt
© panthermedia.net/Georgii Dolgykh | Online oder offline? Laut AK ist online der bessere, informiertere Status.
RETAIL Redaktion 13.12.2017

Offliner-Konsumenten oft benachteiligt

Neue Studie der AK: Ohne Webzugang steigt der Druck, denn Online-Services stehen für mehr Information und günstigere Preise.

WIEN. Online sein oder nicht sein – das bleibt jedem selbst überlassen? Ja, aber … Der Druck auf Konsumenten ohne Internetzugang ist spürbar und wird weiter steigen. Offliner stehen häufig im „Out“. Denn durch Online-Services kann man oftmals schneller informiert sein und günstiger wegkommen. Das zeigt eine aktuelle AK-Studie über Folgen der Internetabstinenz. „Technikbedingte Alltagshürden sollen klein gehalten werden. Kämpfen heute Konsumenten mit Smartphone-Einstellungen, sind es morgen neue Trends“, sagt AK-Konsumentenschützerin Daniela Zimmer. „Daher ist der digitale Wandel so zu gestalten, dass es möglichst wenige Verlierer und für technikferne Menschen ausreichend Unterstützung gibt.“

„Der Internetanschluss als Draht zu einer schnelllebigen Welt ist aus dem Alltag vieler nicht mehr wegzudenken“, sagt Zimmer. Im aktuellen Rummel um die einschneidenden Folgen des digitalen Wandels wird leicht übersehen, dass zumindest jede/r Siebte in Österreich kein Internet hat, zwischen 55 und 74 Jahren sogar mehr als jede/r Vierte. Eine Studie vom Österreichischen Institut für angewandte Telekommunikation im Auftrag der AK über die Folgen der Internetabstinenz zeigt: Der Druck auf Konsumenten ohne Internetzugang wird weiter steigen. So werden Bank- und Postfilialen rar, gedruckte Fahrpläne ausgedünnt. So manches Carsharing-Angebot setzt die Buchung über Apps voraus; auch günstigere Online-Tarife oder schnelle Produktvergleiche entfallen für Offliner.

Immerhin sind 14% der Österreicher ab 14 Jahren laut Austrian Internet Monitor praktisch Offliner. Daneben gibt es viele, die das Internet selten nutzen. Skepsis und fehlendes Know-how sind tendenziell am größten bei Frauen höheren Alters, mit formal niedriger Bildung und beschränkten finanziellen Mitteln. Dabei lässt sich der Alltag internetunterstützt – von der WhatsApp-Gruppe mit der Familie bis hin zu Online-Routenplanern – oft schneller oder komfortabler schaukeln. „Offliner verzichten auf den raschen Zugang zu Infos und zunehmend auch auf kostengünstige Online-Services – etwa bei Diskontbanken, die nur eBanking anbieten, billigeren elektronischen Zugtickets, Diensten der Sharing Economy, Kleinanzeigenplattformen und so weiter“, sagt Zimmer. So sind zum Beispiel durch Online-Preisvergleiche bei Stromanbietern Ersparnisse von rund 200 € pro Haushalt und Jahr drinnen. Bei Direktbanken lassen sich je nach Vergleichsprodukt jährliche Kosten bis zu 200 € sparen, zeigt der AK-Bankenrechner.

Ohne Unterstützung ist eine informierte und durchdachte Entscheidung oft schwierig, ob sich der Schritt in die Onlinewelt individuell lohnt. Deshalb ist der Ausbau leistbarer Beratungs- und Weiterbildungsangebote wichtig, aber auch unternehmerische Kundenservices speziell für technikferne Konsumenten. Ebenso ist ein rechtlich verankertes Mindestmaß an analog erbrachten Leistungen abzusichern; dazu zählen etwa Papierrechnungen und gedruckte Formulare. „Inzwischen suchen auch routinierte Internetnutzer im Privatleben digitale Ruhepausen“, so Zimmer. „Einige Reiseanbieter werben bereits mit digitalen Fastenkuren – auch andere Branchen sollten diesen Trend ernst nehmen und auf die Bedürfnisse von temporären bzw. teilweisen ‚Aussteigern‘ ebenfalls eingehen.“ (red)

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