Online-Händler als Paket-Zusteller
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RETAIL 29.01.2016

Online-Händler als Paket-Zusteller

Amazon, seit Längerem durch alternative Zustellmethoden im Gespräch, möchte einen eigenen Zustellservice aufbauen. Die Reaktionen der Branche sind gedämpft.

••• Von Christoph Fellmer/APA

MÜNCHEN/WIEN. Die deutschen Paketzusteller DHL, Hermes und DPD starten mit gemischten Gefühlen ins neue Jahr. Der Grund für die Unruhe: Der Onlinehändler Amazon will mit dem Aufbau eines eigenen Paketnetzes der Deutschen Post, DHL und anderen Platzhirschen Konkurrenz zu machen. In Österreich wird der Zustellmarkt von der Post AG dominiert.

Nachdem Amazon seit vergangenen Oktober die Zustellung vom Verteilzentrum Olching bei München in Eigenregie testet, kündigte Amazon-Geschäftsführer Bernd Schwenger in der Deutschen Verkehrs-Zeitung eine Ausweitung des Projekts an: „Zunächst werden wir andere Metropolen angehen und in Stadtnähe Verteilzentren aufbauen”, gab er zu Protokoll.

Ausbau geplant

„Erste Erfahrungen in Olching sind gut, jetzt müssen die weiteren Ergebnisse abgewartet werden”, schlägt auch Stephan Eichenseher von Amazon Deutschland in die Erfolgskerbe. „Auf dieser Basis fällt dann die Entscheidung, ob auch in anderen Städten nach diesem Modell Verteilzentren aufgebaut werden.” Diesen Schritt sieht Amazon allerdings als Ergänzung zu den bestehenden Paketdiensten.

Profiteure des anhaltenden Online-Booms sind nicht nur die Händler, sondern auch die Zusteller: Der deutsche Bundesverband Paket und Expresslogistik (BIEK) rechnet 2016 mit einem Anstieg des Sendungsvolumens von fünf bis 5,5%. Schon 2015 waren es 400.000 Sendungen zusätzlich pro Tag. Weil immer mehr Verbraucher die Auslieferung am nächsten oder gleichen Tag nachfragten, wolle Amazon eigene Kapazitäten aufbauen und näher an die Kunden heranrücken, so Bernd Schwenger.

Gelassene Reaktionen

„Wir werden sehen, was daraus wird”, kommentiert Ingo Bertram vom Paketdienstleister Hermes die Amazon-Pläne recht unbeeindruckt. Gelassenheit legt auch der Aschaffenburger Konkurrent DPD an den Tag: „Wir sehen aktuell keine gravierende Veränderung der Wettbewerbssituation”, sagt Peter Rey. Der Zusteller, eine Tochterfirma der französischen La Poste, erkennt derzeit keine Bedrohung des eigenen Geschäfts durch die Pläne des Online-Riesen. Ein flexibles System der Zustellung mit vielen Optionen für die Kunden könne nicht einfach kopiert und in einem relativ kurzen Zeitraum aus dem Boden gestampft werden.

Weiterhin Zusammenarbeit

Branchenveteran DHL sieht Amazon weiterhin als einen wichtigen Kunden, mit dem der Konzern seit vielen Jahren zusammenarbeitet. „Als Qualitätsführer im deutschen Paketgeschäft erbringen wir für Amazon täglich hochwertige Serviceleistungen und gehen deshalb davon aus, dass wir auch in Zukunft eng zusammenarbeiten werden”, so das offizielle Statement des Unternehmens.

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