Pflanzliche Ernährung ist ein Teil der Lösung
© Alpro/APA-Fotoservice/Schedl
RETAIL daniela prugger 22.05.2015

Pflanzliche Ernährung ist ein Teil der Lösung

It’s all about plants Ein Umdenken muss her, sagt Michael Ohlendorf von Alpro (Bild). Die Produktion pflanzlicher Lebensmittel sei gut für Umwelt und Menschen und vor allem eines: wichtig für unsere Zukunft.

Wien. Wann sind vegane und vegetarische Lebensmittel eigentlich Teil des Mainstreams geworden? Eine Antwort darauf hat Michael Ohlendorf, Commercial Director von Alpro D-A-CH: „Ich würde sagen, in Deutschland geschah das vor etwa drei Jahren.” Natürlich, wenn man sich den gesamten europäischen Milchmarkt ansieht, von dem pflanzliche Alternativen einen Bruchteil von drei Prozent ausmachen, ist der Begriff „Mainstream” relativ. Trotzdem sind Produkte auf Pflanzenbasis, vor allem pflanzliche Alternativen zu Milchprodukten, nicht mehr nur im Biofachhandel beheimatet, sondern längst fixer Bestandteil der Supermarktsortimente und bahnen sich auch ihren Weg in die Gastronomie. „Früher dachten wir, wir müssen nach Milch schmecken, aber das war ein Irrtum”, blickt Ohlendorf heute auf die Anfangsjahre von Alpro zurück. „Wir sind kein Milchersatz – so was braucht es nicht.” Vielmehr stehe Alpro in all seinen Aktivitäten für nachhaltige Unternehmerschaft und handle nach dem Mantra: People, Planet und Profit.

Mit seinen beiden Marken Alpro und Provamel machte das deutsche Unternehmen im vergangenen Jahr 385 Mio. € Umsatz, erzählt Ohlendorf weiter: „Im Vergleich zu anderen Lebensmittelmarken ist das nicht viel. Aber in unserer Branche eben schon.” In Österreich, wo der Markt für pflanzliche Milchalternativen 2014 auf gut 26 Mio. € (Quelle: Nielsen) gewachsen ist und auch weiterhin zu boomen scheint, ist Alpro mit 53,3% (Quelle: Nielsen) Marktanteil im Jahr 2014 klarer Marktführer. „Das Konsumverhalten der Menschen zeigt, wie wichtig ihnen das Thema Ernährung und Umwelt ist”, ergänzt Gerd Trimmal, Geschäftsführer von Bioquelle (Generalvertrieb Alpro).

Weniger CO2, Wasser, Land

Die Produktion von pflanzlichen Nahrungsmitteln ist umweltschonender und der CO2-Ausstoß ist geringer, argumentiert Trimmal. Für die Herstellung von Sojadrinks werde zweieinhalb Mal weniger Wasser und drei Mal weniger Land benötigt. „Pflanzliche Ernährung ist für alle gut. Es geht um unsere Zukunft und Umwelt – und um den Beitrag, den jeder Einzelne leisten kann”, so Trimmal. „Außerdem: Heute kann man aus jedem Getreide einen Drink herstellen.”
Die Rohstoffe, die Alpro für seine Drinks benötigt kommen zu 40% aus Europa, zu 60% aus Kanada. „Wir sind zwar Marktführer, aber der Kuchen kann noch viel, viel größer werden. Deshalb wünschen wir uns noch mehr Konkurrenz, damit der Markt weiter belebt wird”, ergänzt Ohlendorf. Er ist davon überzeugt, dass der Lebensmittelhandel den „Alternativprodukten” immer mehr Platz überlässt. Der größte Mitbewerber von Alpro ist derzeit das Unternehmen Mona mit der Marke Joya, die im letzten Jahr einen Marktanteil von 28,4% (Quelle: Nielsen) hatte. „Veganismus ist eine nachhaltige Lebensform, die gut für die Konsumenten und gut für den Planeten ist und somit gekommen ist, um zu bleiben”, ist auch Wolfgang Goldenitsch, Geschäftsführer von Joya, der Meinung. Mona ist mit Joya in über 30 Ländern vertreten und erwirtschaftete 2014 knapp 45 Mio. €. In Österreich sieht Goldenitsch aber vor allem für sojafreie Produkte auf Hafer-, Reis-, Mandel- und Kokos-Basis noch Wachstumspotenzial. Schließlich würden diese hierzulande „gerade mal ca. 1/4 des Gesamtmarkts ausmachen, während ihr Anteil in anderen Ländern bereits deutlich über 1/3 liegt, ohne dass sojabasierte Produkte rückläufig sind.”

„Sind Teil der Lösung”

Auch die Händler Spar und Rewe kommen den Bedürfnissen auf Konsumentenseite nach mehr pflanzlichen Alternativen mit hauseigenen Marken nach. Spar-Sprecherin Nicole Berkmann kommentiert: „Veganismus ist einer der starken Ernährungstrends derzeit; dementsprechend groß ist die Nachfrage nach solchen Produkten. Potenzial gibt es im Grunde in allen Sortimentsbereichen.” Menschen, die vegane Produkte suchen, so Berkmann, tun das in allen Produktgruppen. Jedoch wolle man sich nicht auf eine Zielgruppe versteifen, sondern mit den Spar Veggie-Produkten generell Flexitarier ansprechen. „Also auch die Kundengruppe, die hin und wieder vegetarisch oder vegan isst.” Auch Rewe-Sprecherin Ines Schurin erkennt den veganen Lebensstil als aktuell besonders „trendy” an und pflichtet bei: „Er wird zunehmend als gesunde und umweltbewusste Alternative wahrgenommen und geschätzt. Immer mehr Österreicher stellen daher ihren Speiseplan auf vegan um – für manche gilt das immer und jederzeit, andere gönnen sich einen veganen Tag in der Woche.”
Doch das bloße Angebot von pflanzlichen Produkten allein sei nicht genug, weiß Gerd Trimmal: „Wir brauchen neben dem Handel auch die Politik. Schließlich stehen wir in der Zukunft in Sachen Ernährung vor einer großen Herausforderung.” Er verweist darauf, dass die Weltbevölkerung schneller wächst, als erwartet; sie soll laut UNO im Jahr 2050 die 9 Mrd.-Marke erreicht haben. Massentierhaltung kann nicht die Antwort darauf sein. Doch obwohl Ernährungsexperten vor allem den Konsum von pflanzlichen Lebensmitteln empfehlen, essen die Österreicher und Europäer allgemein noch immer zu viel Fleisch. Ohlendorf: „Ein Umdenken in der Ernährung ist dringend notwendig, und pflanzliche Produkte sind ein Teil der Lösung.”

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