„Von heute auf morgen insolvent”
© GPA/djp
Mario Ferrari, Regionalgeschäftsführer-Stellvertreter GPA djp.
RETAIL 22.01.2016

„Von heute auf morgen insolvent”

Mario Ferrari, stv. Regionalgeschäftsführer der GPA djp, gibt medianet seine Einschätzung und Prognose zur Zielpunkt-Insolvenz.

••• Von Nataša Nikolic


WIEN. „Eine Insolvenz in dieser Größenordnung ist natürlich für die Arbeitnehmer eine Katastrophe”, kommentiert stv. Regionalgeschäftsführer Mario Ferrari die Zielpunkt-Insolvenz. Gerade im Handel, wo vorwiegend Frauen in Teilzeit beschäftigt sind, sei es besonders tragisch, wenn ein derart großer Betrieb insolvent wird.

Abgesehen von den knapp 3.000 betroffenen Arbeitnehmern und einem dementsprechend hohen medialen Interesse ist diese Pleite aber vor allem deshalb besonders oder eher sonderbar, da wenige Wochen vor der Insolvenzeröffnung die Beschäftigten von der Geschäftsführung informiert wurden, dass alles gut sei. „Und dann von heut auf morgen ist Zielpunkt insolvent. Das macht halt kein schönes Bild und ist für die Beschäftigten ein zusätzlicher Schlag ins Gesicht.”

„Schiefe Optik”

Auf die Frage, ob er es denn für möglich hält, dass es wirklich so war und dass die Geschäftsführung zu dem Zeitpunkt nicht gewusst hat, dass es bald vorbei sein könnte, sagt der Gewerkschafter: „Eine Insolvenz kommt nicht von heute auf morgen und es war ja auch bekannt, dass es Zielpunkt nicht gut geht. Wenn man immer davon spricht, dass Zielpunkt die Zukunft ist für Pfeiffer, dann macht das halt eine schiefe Optik.”

Dass der Sozialplan von Pfeiffer vorsätzlich verschleppt wurde, weil das Ende schon in Sicht war, will Ferrari nicht behaupten – allerdings: „Dass die Sozialplan­verhandlungen hinausgezögert wurden, ist Fakt und auch belegbar. Was der Grund dafür war, sind nur Mutmaßungen.”
Die Sozialplanverhandlungen beziehen sich auf 181 Logistik- sowie 40 Mitarbeiter aus anderen Konzern-Gesellschaften. Nachdem sich Arbeitgeber und Gewerkschaft nicht einig geworden sind, wird die Schlichtungsstelle darüber entscheiden müssen, in welcher Höhe der Sozialplan ausbezahlt werden muss – sofern keine andere Lösung für die Mitarbeiter gefunden wird.
„Das Angebot von 1,8 Mio. Euro vom Arbeitgeber liegt weit unter dem, was wir uns vorstellen.” Mit diesen 1,8 Mio. € könne man sich nicht die für den Sozialplan gedachten Leistungen leisten. Diese beinhalten u.a. freiwillige und gesetzliche Abfertigungen, Arbeitsstiftungen, Abfederungen für soziale Härtefälle und einiges mehr. „Das würde sich nie mit diesen 1,8 Mio. ausgehen. Dann hätten die Leute nichts bzw. nicht viel bekommen.”

Käufer gesucht!

Auf medianet-Anfrage hieß es vergangene Woche seitens der Pfeiffer-Unternehmenssprecherin, Martina Macho, dass bereits nach einem Käufer für das Logistikzentrum gesucht wird. Falls das Unternehmen einen findet, würde die Betriebsvereinbarung, die der Absicherung der Mitarbeiter dient, nicht mehr nötig sein (sofern der neue Eigentümer oder Mieter die Beschäftigten übernimmt). Damit würden die Karten neu gemischt werden. Ferrari sagt, er kannte die Verkaufspläne bis dato nicht und kontert: „Diese konträren Aussagen der Pfeiffer-Geschäftsführung spiegeln die letzten Monate wider und erhärten noch meinen Eindruck über die ‚Ich drehe es mir, so wie ich es brauche'-Taktik.”

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