Wenn der Kürbis plötzlich giftig ist …
© dpa/Holger Hollemann
Kürbis, im Supermarkt gekauft, ist harmlos, private Züchtungsexperimente nicht.
RETAIL 25.09.2015

Wenn der Kürbis plötzlich giftig ist …

Cucurbitacine sind Toxine, die manche Gemüse wie Kürbisse zur Abwehr von Fressfeinden produzieren – manchmal ist der Fressfeind aber auch ein Mensch.

WIEN. Im Supermarkt grinsen sie uns harmlos und gesund an: die Kürbisse. Dabei haben sie – wie auch die von vielen heißgeliebten Zucchini – durchaus ihre Schattenseite: In Bayern wurden im vergangenen Sommer mindestens fünf Personen nach dem Verzehr bitterer Zucchini oder Kürbisse ärztlich behandelt. Den Patienten gemeinsam ist die sogenannte Cucurbitacin-Vergiftung. Die kann auch extreme Dimension annehmen: In Baden-Württemberg ist ein 79-jähriger Mann nach dem Genuss einer selbst angebauten Zucchini sogar gestorben. Was ist also dran am gefährlichen Gemüse?

Gefährliche Darmschäden

Cucurbitacine können Durchfallerkrankungen, beim Verzehr größerer Mengen auch lebensgefährliche Darmschäden auslösen. In der Natur produzieren Kürbis-, Zucchini-, Gurken- und Melonenpflanzen das Toxin zur Abwehr von Fressfeinden. Es kann in Wurzeln, Blättern, Früchten und Samen der Gewächse enthalten sein; das Toxin wird durch Kochen nicht zerstört. Die Gefahr, im Supermarkt einen Killerkürbis einzusacken, ist allerdings nahe Null. Denn diese Giftstoffe sind aufgrund der Züchtungen nur noch in sehr geringem Umfang im Kürbisgemüse vorhanden. Gefahr besteht vielmehr bei Rückkreuzungen, etwa mit Zierkürbissen, die noch viel Cucurbitacin enthalten – also ist das Problem eher eines in der Hobby-Gärtnerei.

In Österreich wurden laut der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) bisher keine Gemüse-Vergiftungsfälle bekannt. Allerdings ist die Dunkelziffer bei Vergiftungen nach dem Verzehr cucurbitacinbelasteten Gemüses hoch: Nicht jeden Durchfall bringen Betroffene oder Ärzte mit dem Verzehr von bitterem Kürbisgemüse in Zusammenhang. Es gibt aber eine griffige Kontrollmethode: Bitteres Gemüse, das eigentlich nicht so schmecken sollte, sollte man grundsätzlich nicht essen. Für eine schwere Vergiftung muss das entsprechende Gemüse übrigens schon ordentlich bitter schmecken: Der verstorbene 79-Jährige hatte berichtet, dass der von ihm verzehrte Zucchiniauflauf besonders bitter geschmeckt hat. (nov)

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