Editorial
DOSSIERS Herausgeber Oliver Jonke[[email protected]] 08.09.2017

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser!
Sie sind zwischen achtzehn und sechsunddreißig Jahre alt, und viele Experten sagen, dass die verschiedenen Zielgruppen innerhalb dieses Alterssegments so manche Einstellung und Verhaltensweise aufweisen, die man in dieser Form von ­vorangegangenen Generationen nicht kennt. Sie stellen vielfach ganze Lebensformen, Lebensplanungen und damit verbundene Produkte und Leistungen infrage. Das hier vorliegende Dossier ist unter Mitwirkung und im Auftrag von Swiss Life Select entstanden und beinhaltet Erfahrungen und Einschätzungen aus der Betreuung von österreichweit über 96.000 Kunden aus den letzten fünf Jahren.

Immer mehr, immer größer, immer höher, immer schneller … das war früher für viele Menschen ein selbstverständlicher Leitsatz für die persönliche Entwicklung und für das, worauf man stolz sein wollte. Die Generation Y hinterfragt, ob das wohl der Weisheit letzter Schluss sein muss und ob nicht vielleicht die eigene Work-Life-Balance viel wichtiger sei, als fortlaufend die Erreichung von Wachstumszielen anzustreben.
Eine berechtigte Frage? Sie ist auf jeden Fall zu diskutieren, mindestens weil diese Haltung zahlreiche Implikationen hat.
Für viele bedeutet eine bessere Work- Life-Balance den Verzicht auf mehr Einkommen zugunsten von mehr Freizeit und mehr Freiheit. Wer als Arbeitgeber die Talente der Digital Natives nutzen möchte, wird sich auf sehr flexible, oftmals orts- und zeitungebundene Vereinbarungen einstellen.
Wer sie als Kunden gewinnen möchte, spricht sie immer häufiger als User (statt als Käufer) an, weil Besitz in der „Share Economy” der Generation Y eine unter­geordnete Rolle spielt.
Da ist aber auch die längere materielle Abhängigkeit vom Elternhaus: Tendenziell wird wohl die Generation X immer länger ihre Kinder unterstützen. Wenn die Prioritätensetzung immer stärker zu Work- Life-Balance geht, wird dies auch den Vermögensaufbau aus eigenem Schaffen nicht beschleunigen. Stattdessen wird sich die Frage stellen, ab wann und wie der Vermögensübergang von der Generation X auf die Generation Y stattfinden wird … Wahrscheinlich eher später als früher, weil die Generation X ja tendenziell immer länger leben wird und dadurch auch mehr Geld benötigt, um halbwegs gut zu (über)leben. (Bekannterweise zeigt einerseits die demografische Entwicklung, dass immer weniger Menschen als aktive Teilnehmer in der Wirtschaft das Pensionssystem erhalten werden, andererseits wird die Gruppe der nicht aktiven und bald pflegebedürftigen Personen immer größer. Wenn nun auch die durchschnittlichen Beiträge der aktiven Bevölkerung kleiner werden, wird das Problem naturgemäß noch größer.)
Fazit: Eine langfristige persönliche Finanzplanung mit privater Vorsorge erscheint heute wichtiger als je zuvor. Dies betrifft die Eltern und Großeltern der Generation Y, weil sie in Zukunft mit weniger rechnen müssen, als sie sich erwartet hatten. Und es betrifft natürlich die Generation Y selbst, weil es gerade sie im Falle der Fortsetzung dieser Entwicklung unausweichlich noch stärker treffen wird.


Oliver Jonke
Herausgeber

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