Neuartiges 3D-Display ohne Brille
TECHNOLOGY Christoph fellmer 23.01.2015

Neuartiges 3D-Display ohne Brille

TU Wien Forscher haben den Prototypen eines laserbasierten 3D-Displays entwickelt, das ohne die vom Kino hinlänglich bekannte Brille auskommt

Eine der möglichen Anwendungen sind großflächige Werbedisplays im Freien.

Wien. Eine österreichische Erfindung mit Know-how der TU Wien ermöglicht eine völlig neue Generation von Outdoor-Displays. Sie zeigen, von verschiedenen Winkeln betrachtet, ganz unterschiedliche Bilder an und erzeugen 3D-Effekte ohne 3D-Brillen. Ein ausgeklügeltes Laser-System sendet unterschiedliche Lichtstrahlen in verschiedene Richtungen. Aus verschiedenen Winkeln betrachtet, sind daher auf dem Bildschirm unterschiedliche Bilder sichtbar. Die Winkelauflösung ist so fein, dass man dem rechten Auge bereits ein anderes Bild präsentieren kann als dem linken – so lässt sich ein 3D-Effekt erzielen.

Erster Prototyp

Das junge Start-up-Unternehmen TriLite Technologies hatte im Jahr 2011 die Idee, ein neuartiges Display zu entwickeln, das die passenden Lichtstrahlen direkt zum jeweils passenden Auge schickt. Um diese hochgradig interdisziplinäre Technologie umzusetzen, wurden Forschungs- und Entwicklungskooperationen mit gleich drei Instituten der TU Wien eingegangen (Institut für Sensor- und Aktuatorsysteme, Institute of Telecommunications und Institut für Computertechnik). Der gemeinsam entwickelte Prototyp hat zwar nur eine bescheidene Auflösung von fünf mal drei Pixeln, doch er beweist, dass das System funktioniert. „Derzeit stellen wir einen zweiten Prototyp her, der Farbbilder mit besserer Auflösung zeigen wird”, sagt Jörg Reitterer von TriLite Technologies und Doktorand von Prof. Ulrich Schmid (Institut für Sensor- und Aktuatorsysteme). „Entscheidend ist allerdings, dass die einzelnen Laser-Pixel funktionieren; das Hochskalieren auf ein Display mit vielen Pixeln ist dann kein wirkliches Problem mehr.”Jedes einzelne 3D-Pixel (auch „Trixel” genannt) besteht aus Lasern und einem beweglichen Spiegel. „Der Spiegel lenkt die Laserstrahlen immer wieder über das gesamte Sichtfeld, von ganz links bis ganz rechts. Währenddessen wird die Laser-Intensität laufend verändert, sodass unterschiedliche Laserblitze in verschiedene Richtungen geschickt werden”, erklärt Schmid. Um den 3D-Effekt zu erleben, muss man sich in einem passenden Abstandsbereich zum Bildschirm befinden. Ist man zu weit entfernt, bekommen beide Augen dasselbe Bild präsentiert, und man sieht bloß einen gewöhnlichen 2D-Film. Der gewünschte Abstandsbereich kann aber je nach Bedarf eingestellt werden.

Neue Werbeformen

3D-Filme im Kino kommen mit bloß zwei verschiedenen Bildern aus – für jedes Auge eines. Das nun entwickelte Display hingegen kann Hunderte verschiedene Bilder abstrahlen. Man kann daher am Display vorbeispazieren und ein gezeigtes Objekt von unterschiedlichen Seiten ansehen, wie einen realen Gegenstand. Dafür ist freilich ein eigenes Videoformat nötig, das vom Forschungsteam bereits entwickelt wurde. „Man kann die heutigen 3D-Kinofilme in unser 3D-Format umrechnen, aber wir erwarten, dass Bildmaterial für unsere Displays speziell hergestellt werden wird – vielleicht auch mit einer deutlich größeren Zahl an Kameras”, meint Franz Fidler, CTO von TriLite Technologies.Im Gegensatz zu einer Kinoleinwand ist ein solches Display sehr hell, es kann daher auch im Freien bei strahlendem Sonnenschein eingesetzt werden. Man könnte also auch Displays aufstellen, die von verschiedenen Richtungen aus gesehen unterschiedliche Werbesujets zeigen. www.tuwien.ac.at

Ferdinand Saint Julien (TriLite), Jörg Reitterer (TriLite/TU), Ulrich Schmid (TU; v.l.n.r.).

So könnten Werbedisplays aussehen.

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